In Mongolei entdeckt

Mumifizierter Mönch gibt Forschern Rätsel auf

Wissenschaft
08.02.2015 11:51
Eine Mumie im Lotossitz, die in der Mongolei entdeckt wurde, gibt Wissenschaftlern derzeit Rätsel auf. Ein Dieb wollte den mumifizierten Körper eines buddhistischen Priesters auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Doch Gläubige behaupten, der Mann sei nicht tot, er meditiere.

Die Mumie wurde Ende Jänner in einem kleinen Haus in der mongolischen Provinz Songino Khairkhan entdeckt. Dort hatte sie ein 45-jähriger Mann namens Enhtor versteckt. Dieser soll die Mumie, so die zuständige Polizei, gestohlen haben - in der Absicht, sie außer Landes zu schaffen und sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Der Mann sitzt nun im Gefängnis. Der Schmuggel mit Gegenständen aus dem mongolischen Kulturerbe wird mit Geldstrafen von bis zu drei Millionen Rubel, umgerechnet etwa 40.000 Euro, oder mit Haft von bis zu zwölf Jahren geahndet.

Was die Geschichte allerdings so ungeheuerlich macht, ist die Behauptung eines buddhistischen Gelehrten. Ganhugiyn Purevbata, Professor an dem von ihm gegründeten Mongolian Institute of Buddhist Art in der Hauptstadt Ulaanbaatar, meint nämlich, dass es sich bei dem mumifizierten Mann um einen hohen Lama handle, und dass der mumifizierte Priester noch lebt. Die Tatsache, dass der Mann, der in Priesterkleidung in der Lotosposition sitzt, die linke Hand geöffnet und die rechte in der Haltung eines Predigers hält, sei "ein Zeichen, dass der Lama nicht tot ist, sondern in einer sehr tiefen Meditation", zitiert die "Siberian Times" Purevbata.

Gläubige Buddhisten verehren Priestermumien
Für gläubige Buddhisten des Landes ist die etwa 200 Jahre alte Mumie daher viel mehr als ein bloßes Kulturgut. Für sie ist sie die Hülle eines Menschen, der in einem ganz besonderen Verhältnis zur geistigen Welt steht - eines Menschen im Bewusstseinszustand "Tukdam". Dieser ist die letzte Stufe auf dem Weg zu Buddha, der höchsten Stufe der Spiritualität.

Die Mumie wird jetzt im nationalen Forensik-Zentrum in Ulaanbaatar untersucht. Was den Forschern Rätsel aufgibt, ist die Unversehrtheit des Körpers. Besonders Haare und Haut des Mannes sollen sehr gut konserviert worden sein, wofür besondere Salze im Boden verantwortlich sein könnten. Selbstmumifizierung ist vor allem von buddhistischen Mönchen aus Japan bekannt und wird dort Sokushinbutsu genannt, berichtet "Die Welt" online. Das Ritual geht auf den 835 verstorbenen Priester Kuukai zurück. Er lehrte, dass der Weg zur Erleuchtung durch extreme Schmerzen und Selbstverleugnung führe.

Grausames Ritual auf dem Weg zur Erleuchtung
Seit 1903 ist das Ritual in Japan verboten. Allerdings gibt es noch heute in vielen japanischen Klöstern Priestermumien. Die qualvolle Prozedur besteht aus einer extremen Diät, verbunden mit Selbstkasteiungen und der Einnahme von Giften, die verhindern sollen, dass der Körper von Maden gefressen wird.

Für den letzten Abschnitt des Rituals setzt sich der Priester in der Lotus-Position in eine Gruft, die kaum größer ist als sein Körper. Durch eine Röhre bekommt er Luft, mithilfe einer Glocke signalisiert er, dass er noch am Leben ist. Kommt kein Glockenton mehr, wird die Gruft versiegelt, insgesamt 1.000 Tage soll der Körper darin verbringen. Nach Ablauf der Frist wird die Gruft geöffnet. Ist der Leichnam unverwest, wird er als Buddha im Tempel präsentiert.

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