"Ihr Ende naht"

Ex-Kohl-Berater prophezeit “Merkeldämmerung”

Ausland
08.11.2015 15:44
Hans-Hermann Tiedje, einst Chefredakteur der deutschen "Bild"-Zeitung sowie persönlicher Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl und heute Aufsichtsratschef einer Berliner Kommunikationsagentur, prophezeit Angela Merkel ihr politisches Ende.

In einem schonungslosen Gastkommentar für die "Neue Zürcher Zeitung" schreibt Tiedje unter dem Titel "Merkeldämmerung", dass die deutsche Kanzlerin zugeben müsste, in der Flüchtlingskrise einen Fehler gemacht zu haben, was ihr politisches Ende bedeute - dieses rücke aber "auch so näher".

Ihr Signal, Deutschland sei offen für alle und das Grundrecht auf Asyl kenne keine Obergrenze, sei der "Schlüsselsatz" dieser Krise gewesen, so Tiedje - daraufhin habe sich der Flüchtlingsstrom in Richtung Bundesrepublik in Bewegung gesetzt. Merkel habe ihre Haltung noch dazu immer wieder in öffentlichen Auftritten verteidigt: "Wir schaffen das."

Weder Serbiens Ministerpräsident Vucic, der offen von vielen "falschen Flüchtlingen" spreche, noch Ungarns Orban, "das Hassobjekt der öffentlichen deutschen Empörungsindustrie", seien es gewesen, die die Flüchtlingsströme nach Mitteleuropa gelenkt hätten. Tiedje: "Orban wendet geltendes Europarecht an, um seine Grenzen zu schützen. Merkel verletzt genau dieses, nicht zum ersten Mal. In dieser Frage schuldet Angela Merkel Europa seit Langem eine Erklärung."

"Der Lack ist ab"
Die Kanzlerin habe mit ihrer Haltung nun auch die Kräfteverhältnisse in Europa verändert - aus der "mächtigsten Frau der Welt" sei über Nacht eine "internationale Bittstellerin" geworden, analysiert der ehemalige "Bild"-Chef. In den Augen der meisten europäischen Staatschefs sei "der Lack bei ihr ab". "Sie können und wollen nicht hinnehmen, wie Merkel sich verhält."

Durch ihre Politik seien nicht zuletzt die Positionen der Türkei oder Russland gestärkt worden - Putin und Erdogan seien gar zu "Hoffnungsträgern" mutiert: "Vielleicht gelingt dem Russen ja, was Obama nie ernsthaft versucht hat, genauso wenig wie übrigens das Europa von Juncker, Schulz und Merkel: eine Entscheidung in Syrien zu erzwingen, die dann - so oder so - den Flüchtlingsstrom zum Erliegen bringt."

Rundumschlag gegen Medien und "linksgrüne" Politik
Neben Merkel geht Tiedje unter anderem mit "linken und insbesondere grünen Landes- und Regionalpolitikern" sowie mit Medien hart ins Gericht, die "Realitäten in Flüchtlingslagern ausblenden" würden. Pegida hält der ehemalige Kohl-Berater zudem für "eine Antwort, wenn auch eine unerfreuliche", und Innenminister Thomas de Maizière, "der viel zu lange schwieg und viel zu wenig unternahm", sei der "zweite Hauptschuldige" an einem politischen "Desaster", das keineswegs "wie ein Schicksalsschlag gekommen" sei.

Tiedje: "Es ist schon eine intellektuelle Zumutung, glauben zu sollen, die Kanzlerin habe nicht geahnt, was ihre Selfies mit Asylbewerbern auslösen."

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