Oklahoma setzt aus

Bringt der Boston-Bomber die Todesstrafe zu Fall?

Ausland
09.05.2014 07:01
Neuer Zündstoff in der zuletzt heftig geführten Debatte um die Todesstrafe in den USA: Die Anwälte des mutmaßlichen Boston-Attentäters Dzhokhar Tsarnaev (kl. Bild) haben eine Initiative für ein Verbot der Todesstrafe auf Bundesebene gestartet. Damit wollen sie eine mögliche Hinrichtung ihres Mandanten abwenden. Der Bundesstaat Oklahoma gab in der Nacht auf Freitag bekannt, nach einer dramatischen Panne alle Exekutionen ein halbes Jahr lang auszusetzen.

Die Anwälte Tsarnaevs hatten zuvor vor Gericht im Bundesstaat Massachusetts den Antrag eingereicht, die Todesstrafe bei nach Bundesrecht verhandelten Fällen für verfassungswidrig zu erklären. Hinrichtungen würden gegen den achten Zusatzartikel der US-Verfassung verstoßen, der grausame Bestrafungen verbietet, erklärten Tsarnaevs Verteidiger.

Heftige Debatte nach Skandal-Hinrichtung
Das begründeten sie unter anderem mit dem Leiden des Todeskandidaten Clayton Lockett im Bundesstaat Oklahoma in der vergangenen Woche (siehe Story in der Infobox). Die Exekution war nach wenigen Minuten abgebrochen worden, weil es Probleme mit der Giftinjektion gab. Der Mann wand sich anschließend im Todeskampf vor Schmerzen. Erst 43 Minuten nach Verabreichung der nicht erprobten Giftmischung erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt.

Die Skandal-Hinrichtung hatte die ohnehin emotionale Debatte um die Todesstrafe in den USA weiter angeheizt. Selbst Präsident Barack Obama hatte die Exekution des verurteilten Mörders als "menschenunwürdig" bezeichnet, zugleich aber wissen lassen, dass er weiter an der Todesstrafe festhalte. Es gebe zwar Belege, dass die Kriminalitätsrate in den USA durch die Todesstrafe nur bedingt gesenkt werde, Obama glaube jedoch, dass die Todesstrafe bei einigen "abscheulichen" Straftaten angemessen sei, so sein Sprecher Jay Carney.

Oklahoma setzt Hinrichtungen aus
Die Justizbehörden von Oklahoma setzten nun dennoch alle Hinrichtungen aus. Das höchste Berufungsgericht gab damit dem zum Tode verurteilten Charles Warner recht, der eigentlich am 29. April zwei Stunden nach Lockett hingerichtet werden hätte sollen. Warner soll nun am 13. November sterben, wie das Gericht erklärte. Die Regierungsbehörden hatten zuvor erklärt, dass sie eine Exekutionspause von sechs Monaten akzeptieren würden. In dieser Zeit soll die Hinrichtung von Lockett untersucht werden.

Der Prozess gegen den 20-jährigen Tsarnaev um den Anschlag auf den Bostoner Marathonlauf mit drei Toten vor einem Jahr soll am 3. November beginnen. US-Justizminister Eric Holder hatte Ende Jänner mitgeteilt, dass die Anklage die Todesstrafe fordern werde. Massachusetts hatte dieses Strafmaß in den 1980er-Jahren zwar abgeschafft, die Anklage gegen Tsarnaev wird aber nach Bundesrecht verfolgt.

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