Vier Jahre Haft

Höchststrafe für Jackson-Leibarzt Conrad Murray

Adabei
29.11.2011 18:58
Conrad Murray, der wegen fahrlässiger Tötung verurteilte Leibarzt von Michael Jackson, muss für vier Jahre ins Gefängnis. Damit wurde am Dienstag in Los Angeles die Höchststrafe für den Mediziner verhängt, eine Bewährung wurde abgelehnt. Richter Michael Pastor begründete das Strafmaß damit, dass Murray keinerlei Reue für die Tat gezeigt habe.

Richter Pastor fand harte Worte für Murray. Er habe seine ärztlichen Pflichten andauernd verletzt, gelogen und betrogen. Er habe keinerlei Reue gezeigt und sogar dem gestorbenen Patienten eine Mitschuld gegeben. Die Mutter des Sängers und mehrere Geschwister waren zugegen, als der Richter seine Entscheidung verkündete.

"Russisches Roulette" mit Leben gespielt
Staatsanwalt David Walgren hatte in der Anhörung vor Gericht die Höchststrafe gefordert, weil Murray nach seinen Worten "grob fahrlässig" viele Fehler gemacht und seinen Patienten vernachlässigt habe sowie außerdem seine Taten nach dem Tod des Popstars zu vertuschen versucht habe. Walgren zufolge spielte Murray mit Jacksons Leben "russisches Roulette", indem er ihm täglich das starke Narkosemittel Propofol spritzte.

Murray selbst ergriff nicht das Wort, um den Richter um eine milde Strafe zu bitten. Auch während des Prozesses hatte er geschwiegen. Sein Anwalt Ed Chernoff stellte Jackson am Dienstag als reichen und mächtigen Patienten dar, der den Arzt ständig um Medikamente angebettelt habe.

Bereits Anfang November schuldig gesprochen
Der 58-jährige Mediziner war bereits Anfang November von einer Jury schuldig gesprochen worden, musste aber bis Dienstag warten, um sein Strafmaß zu erfahren. Die Geschworenen hatten sich damals in ihrem Schuldspruch überzeugt gezeigt, dass der frühere Leibarzt Jacksons seinem unter Schlaflosigkeit leidenden Patienten im Juni 2009 eine Überdosis des Betäubungsmittels Propofol verabreichte und ihn dann vernachlässigte. Während die Staatsanwaltschaft als Strafe dafür vier Jahre Haft und eine Millionen-Entschädigung für die Jackson-Familie forderte, hofften Murrays Anwälte auf eine Bewährungsstrafe.

Vergeblich hatten die Verteidiger des Mediziners in dem sechswöchigen Verfahren versucht, die Jury für ihre Version zu gewinnen: Murray habe dem Sänger das Propofol auf dessen ausdrücklichen Wunsch gegeben, argumentierten sie. Die Überdosis habe sich der medikamentensüchtige Jackson dann selbst verabreicht, als Murray für kurze Zeit nicht im Zimmer gewesen sei. Der Doktor solle als Sündenbock für den Tod des Popstars herhalten, der mit seiner geplanten Comeback-Tour offenbar überfordert gewesen sei, sagten die Anwälte.

Jackson vor großem Comeback gestorben
Im Sommer 2009 hatte der 50-jährige Jackson kurz vor der Rückkehr auf die Bühne gestanden, nachdem seine Karriere in den Jahren zuvor von finanziellen Problemen und künstlerischem Niedergang gekennzeichnet war. Von Vorwürfen der sexuellen Belästigung von Kindern wurde der Popstar freigesprochen, der Skandal ramponierte aber nachhaltig sein Image. Mit der groß angekündigten Konzertserie "This is it" in London wollte Jackson es noch einmal wissen.

Murray sollte dem "King of Pop" dabei als Privatarzt zur Seite stehen, doch seine Behandlungsmethoden führten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zum Tod des Sängers. Die Anklage bot eine Armada von Zeugen auf, die den Mediziner schwer belasteten. Der Angeklagte soll sich über sein Handy mehr mit einer Reihe von Damenbekanntschaften beschäftigt haben, als nach seinem narkotisierten Patienten zu sehen. Murray wählte außerdem viel zu spät den Notruf und verschwieg den Sanitätern die Behandlung mit Betäubungsmitteln.

Öffentlichkeit verfolgte Prozess hautnah
Gebannt verfolgte die Öffentlichkeit das Verfahren. Bei jedem Prozesstermin versammelten sich vor dem Gericht Dutzende Schaulustige, die Sitzungen wurden live im Fernsehen übertragen. Dabei bekamen die Zuschauer ein Foto des toten Popstars im Krankenhaus zu sehen, hörten verstörende Tonbandaufnahmen eines offensichtlich unter Medikamenteneinfluss stehenden Jackson und erfuhren in der Aussage eines Leibwächters, wie Jacksons geschockte Kinder Paris und Prince ihren leblosen Vater in der Villa in Los Angeles liegen sahen.

Als die Geschworenen am 7. November den Schuldspruch verkündeten, ertönte in den Zuschauerreihen ein Aufschrei der Erleichterung. Jacksons Mutter Katherine klammerte sich weinend an ein Taschentuch und wurde von ihrem Sohn Randy in den Arm genommen. Auch vor dem Gericht brachen Jackson-Fans in Jubel aus.

Murray sitzt in "modernem mittelalterlichen Kerker"
Bereits seit dem Schuldspruch sitzt der Arzt im Männer-Gefängnis von Los Angeles ein. Dort wird Murray unter der Buchungsnummer 2926725 mit mehr als 5.000 Häftlingen geführt. Die 1963 gebaute Haftanstalt ist wie alle kalifornischen Gefängnisse zu voll. Die Bürgerrechtsorganisation ACLU prangerte die Einrichtung im vergangenen Jahr als "gefährlich überfüllt" und als "modernen mittelalterlichen Kerker" an.

Dank dieser Überbelegung könnte Murray auch schneller wieder auf freien Fuß kommen. Vermutlich muss der Arzt nur einen Teil seiner Strafe absitzen. Viele Insassen ohne Vorstrafenregister werden aus Platzmangel vorzeitig entlassen. Das jüngste Promi-Beispiel: US-Schauspielerin Lindsay Lohan sollte Anfang November, nachdem sie nach Trunkenheit am Steuer ihre Bewährungsauflagen verletzt hatte, für 30 Tage in den Knast - nach knapp fünf Stunden war die 25-Jährige aber schon wieder raus.

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(Bild: kmm)



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