Eigentlich sollte der Lokalaugenschein unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Auch die Angehörigen des Opfers hatten angekündigt, der Tatrekonstruktion fernzubleiben. Doch es kam anders: Um kurz vor 11 Uhr fuhren zwei Kleinbusse der Justizwache mit verdunkelten Scheiben vor das Mehrparteienhaus in Saalfelden. Unter Polizeischutz wurde Aleksandar I., den Kopf gesenkt unter einem blauen Kapuzenpulli, in die Wohnung gebracht. Mit dabei: Haftrichterin, Staatsanwältin, Gerichtsmediziner sowie die Anwälte.
Am Tatort sollte I. zeigen, was an jenem Oktobertag passiert war, wie es zu der grausamen Bluttat, angeblich einem brutalen Ritualmord, kommen konnte. Doch der Verdächtige blieb emotionslos, schwieg, genau wie seine anwesende Mutter. Nach 20 Minuten war der Lokalaugenschein zu Ende, I. wurde in einen Bus gesetzt und weggebracht.
Situation vor Haus eskalierte
Dabei eskalierte die Situation vor dem Haus: Die Familie des Opfers ließ ihren Gefühlen freien Lauf, weinte und beschimpfte den Verdächtigen. Die Angehörigen rannten dem Transporter hinterher. Die Mutter schrie: "Du Mörder, warum wirst du beschützt?" Ein Cobra-Beamter musste den völlig in Rage geratenen Vater unter Androhung von Waffengewalt in Schach halten. Nur langsam beruhigten sich die Gemüter, verletzt wurde niemand.
"Der Schmerz der Familie ist mehr als nachvollziehbar", so Opferanwalt Stefan Rieder, der die Angehörigen über die Hilfsorganisation "Weißer Ring" vertritt.
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