Bald Freilassung?

Verwirrung um TV-Bilder von Iranerin Ashtiani in Freiheit

Ausland
10.12.2010 07:28
Große Verwirrung herrscht seit Donnerstagabend im Fall der zum Tode verurteilten Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani. Der staatliche iranische Fernsehsender "PressTV" hat die seit 2006 inhaftierte Frau, deren Freilassung weltweit gefordert wird, mit ihrem erwachsenen Sohn in ihrem Haus gezeigt (siehe Bilder). Sprecher des "Komitees gegen die Steinigung" berichteten daraufhin, dass Ashtiani samt Sohn und Anwalt freigelassen worden sei. Eine offizielle Bestätigung gab es aber vorerst nicht.

Die in Deutschland lebende Sprecherin der Organisation, Mina Ahadi, sagte am Donnerstagabend der "Agence France-Presse", sie habe Informationen, wonach Ashtiani, ihr Sohn und ihr Anwalt auf freiem Fuß seien. "Wir haben aus dem Iran die Information erhalten, dass sie frei sind", so Ahadi wörtlich. Die Nachrichtenagentur ANSA zitierte wiederum ein Mitglied der italienischen Sektion des Komitees, das erklärte, Ashtiani und ihr Sohn (im Bild rechts) befänden sich wieder in ihrem Haus in Täbris.

Über das Schicksal der beiden im November mit Ashtianis Sohn und dem Anwalt festgenommenen deutschen Reportern der "Bild"-Zeitung gab es vorerst aber keine Informationen. Auch das Auswärtige Amt in Berlin konnte zum Schicksal der Männer keine neuen Angaben machen. Die beiden Journalisten wollten ein Interview mit Ashtianis Sohn führen und wurden verhaftet, weil sie lediglich mit einem Touristenvisum eingereist waren.

Fernsehsender gab keinen Kommentar ab
Vonseiten des englischsprachigen, aber staatlich kontrollierten iranischen Fernsehsenders "PressTV" gab es am Donnerstag keinen Kommentar zum Bericht. Ashtiani war während ihrer Gefangenheit mehrfach im iranischen Fernsehen zu sehen, unter anderem bei einem offensichtlich in der Haft erzwungenem Geständnis.

Wann die am Donnerstag gezeigten Standbilder aufgenommen wurden, konnte ebenfalls nicht in Erfahrung gebracht werden. Der "PressTV"-Bericht selbst gab offenbar keinen Aufschluss darüber.

Steinigung auf westlichen Druck ausgesetzt
Ashtiani war 2006 wegen der angeblichen Verwicklung in den Mord an ihrem Ehemann und wegen mehrfachen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt worden. Ihre beiden erwachsenen Kinder sowie ihr Anwalt und weitere Freunde haben immer bestritten, dass sie sich überhaupt einer Straftat schuldig gemacht hat. Die Verurteilung wegen des Mordfalls wurde 2007 in zehn Jahre Haft umgewandelt, die Todesstrafe wegen Ehebruchs jedoch bestätigt.

Der Fall der zweifachen Mutter hatte in der westlichen Welt für heftige Kritik gesorgt. Der Chef der iranischen Justizbehörden hatte die Steinigung daraufhin Mitte Juli vorerst ausgesetzt, sie wurde später in eine Hinrichtung durch Erhängen umgewandelt.

Hinrichtungsritual aus dem Mittelalter
Die Steinigung wird im Iran vor allem im Fall von unerlaubten sexuellen Beziehungen verhängt. Zwar hatte die iranische Justiz die Gerichte angesichts der negativen Reaktion im Ausland angewiesen, von Steinigungsurteilen abzusehen. Einige Gerichte, vor allem in der Provinz, halten sich jedoch nicht daran. Männer werden dabei bis zur Hüfte eingegraben, Frauen bis zum Hals und dann so lange mit Steinen beworfen, bis sie tot sind. Sollte es Verurteilten gelingen, sich zu befreien, gelten sie als unschuldig und sind frei.

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