US-Kirchenmassaker

Rassistischer Täter wollte “Bürgerkrieg” entfachen

Ausland
19.06.2015 13:27
Nach dem Massaker an neun Schwarzen in einer Kirche in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina verdichten sich die Hinweise auf einen rassistischen Hintergrund. US-Medien beschreiben den 21-jährigen Täter als Einzelgänger, der die Schulausbildung abgebrochen habe und wegen rassistischer Äußerungen aufgefallen sei. Laut einem ehemaligen Mitbewohner sei Dylann Roof ein Anhänger des einstigen Apartheid-Regimes in Südafrika und habe mit seiner Tat einen "Bürgerkrieg" entfachen wollen.

Wie berichtet, hatte Dylann Roof in der Emanuel-Methodistenkirche während einer Bibelstunde den Pastor und acht weitere Menschen erschossen. Der Täter habe zunächst etwa 50 Minuten lang selbst an der Veranstaltung teilgenommen. Dann sei er aufgestanden, habe rassistische Sprüche von sich gegeben und auf die Teilnehmer geschossen, sagte eine Überlebende laut der Zeitung "Charleston Post and Courier".

"Ich muss tun, was ich tun muss"
Unter den Überlebenden befinden sich ein kleines Kind, das sich neben einer Blutlache tot gestellt hatte, und eine Frau, die vom Täter verschont wurde, um den Zwischenfall in der Kirche erzählen zu können. Wie in zahlreichen US-Medien zitiert wurde, soll Roof auf Versuche, ihn aufzuhalten, geantwortet haben: "Nein. Ihr habt unsere Frauen vergewaltigt und ihr übernehmt die Macht im Land. Ich muss tun, was ich tun muss."

Tatwaffe als Geschenk zum 21. Geburtstag
Laut dem "Wall Street Journal" hatte sich die Familie des Verdächtigen seit Längerem Sorgen um ihn gemacht. Er habe sich demnach in den vergangenen Jahren von einem fröhlichen Sohn einer mittelständischen Familie zu einem Einzelgänger mit rassistischen Ansichten gewandelt. Ein Fahndungsfoto zeigte den Täter in einer Jacke mit aufgebrachten Flaggen der ehemaligen Apartheidstaaten Südafrika und Rhodesien. Diese Flaggen sind laut "New York Times" bei weißen Rassisten in den USA beliebt. Nach Angaben der Polizei hatte Roof seine Tat monatelang geplant. Mit dem Geld, das Roof von seinen Eltern zu seinem 21. Geburtstag bekommen hatte, soll der junge Mann die Tatwaffe gekauft haben, wie ein ehemaliger Mitbewohner gegenüber der Nachrichtenagentur AP berichtete.

Selbstmord befürchtet: Täter in Zelle permanent überwacht
Bei seiner Verhaftung im Zuge einer Verkehrskontrolle im rund 400 Kilometer entfernten Shelby im Bundesstaat North Carolina 14 Stunden nach den Morden leistete Roof keinerlei Widerstand. Auf Bildern, die ihn beim Abführen durch Polizisten zeigen, lächelt der junge Mann. Er wurde bereits einem Richter vorgeführt und für die Untersuchungshaft und das Gerichtsverfahren nach South Carolina zurückgebracht. Dort steht Roof unter permanenter Überwachung, da die Polizei befürchtet, der 21-Jährige könnte sich das Leben nehmen.

Obama fordert erneut schärfere Waffengesetze
US-Präsident Barack Obama sagte, die Attacke auf eine afroamerikanische Kirche wecke Erinnerungen an einen "dunklen Abschnitt unserer Geschichte". Rassismus stelle eine "besondere Bedrohung für unsere Demokratie und unsere Ideale" dar. Erneut forderte der Präsident eine Verschärfung der Waffengesetze. Die USA müssten sich ernsthaft damit befassen, dass "diese Form der massenhaften Gewalt in anderen entwickelten Ländern nicht vorkommt".

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