Kurz vor Olympia

Russland erklärt Homosexuellen-Apps den Cyberkrieg

Web
05.02.2014 16:05
Wenige Tage vor dem offiziellen Start der Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi klagen die Betreiber von Dating-Apps für Homosexuelle über Cyberangriffe auf ihre Dienste. Nutzer einschlägiger Tools sollen in Sotschi sogar Nachrichten erhalten haben, in denen ihnen mit Gefängnis gedroht wird. Russlands Umgang mit Homosexuellen hatte bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele für internationale Kritik gesorgt.

Die bei russischen Homosexuellen beliebte Dating-App "Hunters" klagt über Einschüchterungsversuche und Hackerangriffe. So seien bei Hackerangriffen zuletzt rund 72.000 Profile von Nutzern aus dem Großraum Sotschi gelöscht worden, berichtet die britische IT-Seite "The Register".

Drohnachricht ging an User im Großraum Sotschi
Nutzer des Dienstes, die in und um Sotschi leben, sollen zudem eine Drohnachricht erhalten haben. Darin heißt es unter Berufung auf ein im Juli von Präsident Wladimir Putin beschlossenes Anti-Homosexuellen-Gesetz: "Sie werden wegen homosexueller Propaganda in Sotschi festgenommen und inhaftiert werden."

Einer der Macher der Anwendung vermutet regierungsnahe Hacker hinter der Drohnachricht und der Attacke auf den Dienst. "Es scheint so, als habe sich die russische Regierung entschieden, die volle Kontrolle über das Internet zu übernehmen und Methoden wie in der Türkei anzuwenden, wo 'Grindr' (ein vergleichbarer Dienst, Anm.) seit fast einem halben Jahr gesperrt ist", zitiert die Website einen der "Hunters"-Macher namens Dimitry.

Entwickler rechnen mit weiteren Cyberattacken
Der Entwickler glaubt, bei dem Cyberangriff handle es sich nur um einen ersten Schritt hin zu einer zunehmenden Zensur im Internet. Schon bald könnten andere Dating-Dienste für Homosexuelle in Russland ähnlichen Problemen gegenüberstehen, vermutet Dimitry. Einen finanziellen Hintergrund dürften die Angriffe nicht gehabt haben. Vonseiten der "Hunters"-Betreiber heißt es, bei der Attacke seien keine Zahlungsinformationen entwendet worden.

"Hunters" plant nun, seine Server in ein anderes Land zu verlegen, um der russischen Obrigkeit nicht länger ausgeliefert zu sein. In rund einer Woche hoffen die Betreiber des nach eigenen Angaben von 1,2 Millionen Menschen weltweit genutzten Dienstes, den Umzug abgeschlossen zu haben.

Umstrittenes Homosexuellen-Gesetz in Russland
Bereits im Vorfeld der Olympischen Winterspiele in Sotschi haben Menschenrechtsaktivisten immer wieder Russlands Umgang mit dem Thema Homosexualität kritisiert. Auslöser war ein im Sommer 2013 beschlossenes Gesetz, das die Verbreitung von "Propaganda nicht traditioneller Sexbeziehungen" verbietet.

Offiziell zum Schutz Minderjähriger beschlossen, verhindert das Gesetz Kritikern zufolge generell das Thematisieren von Homosexualität in der Öffentlichkeit. Unter dem Deckmantel des Schutzes Minderjähriger habe Russland Homosexuellen-Versammlungen und öffentlichen Statements zum Thema Homosexualität mit dem Gesetz einen Riegel vorgeschoben, so die Kritiker. Stimmen die Berichte der App-Macher, setzt Putins Russland das neue Gesetz nun auch im Netz mit aller Härte um.

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