Affen-Apotheke

Schimpansen kurieren sich mit heilenden Pflanzen

Wissenschaft
02.01.2008 13:43
Auf der Suche nach neuen Medikamenten haben sich Wissenschafter jetzt tief in den Regenwald Ugandas begeben. Dort sind nämlich Schimpansen zu Hause, die sich bei einem französisch-ugandischen Forschungsprojekt als exzellente "Apotheker" entpuppt haben. Werden diese Menschenaffen krank, kurieren sie sich äußerst erfolgreich mit den Pflanzen ihrer Umgebung.

Seit mehreren Monaten wird eine Gruppe von Menschenaffen von den Wissenschaftern unter die Lupe genommen. "Es ist die erste wissenschaftliche Beobachtung von Schimpansen, die durchgeführt wird, um Medikamente für den Menschen zu finden", sagt die französische Tierärztin Sabrina Krief vom staatlichen Naturkundemuseum (MNHN) in Paris, das an dem Projekt beteiligt ist. Dabei führen die Primaten die Forscher direkt zu unentdeckten Molekülen, die in den Pflanzen verborgen sind.

In Uganda im Osten Afrikas finden die Wissenschaftler optimale Bedingungen für ihre Studie. Die Pflanzenwelt sei hier besonders vielfältig, schwärmt John Kasenene, Botanik-Professor von der Universität Makerere in Kampala.

Ausscheidungen der Affen analysiert
Im Regenwald bei Kibale, 250 Kilometer westlich von Kampala gelegen, leben noch zahlreiche Primaten-Arten. "Es gibt für solch eine Untersuchung nur ganz wenige Orte auf der Welt, wo die Schimpansen so sehr an die Präsenz menschlicher Beobachter gewöhnt sind", erklärt Krief, die das Projekt leitet. Die Tierärztin beobachtet rund 50 Schimpansen, die nahesten lebenden Verwandten des Menschen. Zunächst werden die kranken Tiere in der Gruppe identifiziert. Dann protokolliert Krief, was diese fressen. Im Morgengrauen wird dann der erste Urin und der Stuhl der Schimpansen aufgesammelt und untersucht.

Sabrina Krief berichtet etwa von einem Schimpansen namens Yogi, der unter Darmwürmern litt. Er behandelte sich selbst, indem er in aller Herrgottsfrühe die Blätter der "Aneilema aequinoctiale" schluckte. Dann setzte Yogi seine Therapie mit der Rinde der "Albizia grandibracteata" fort, von der man nunmehr aus Laborversuchen weiß, dass sie Parasiten abtötet.

Und von Makokou, einem weitereren tierischen Patienten, der unter Fieber und Unwohlsein litt. Während eines ganzen Tages fraß er fast ausschließlich die Blätter der "Trichilia rubescens". Die Wissenschafter isolierten deren Moleküle und stellten bei Laborversuchen fest, dass diese Malaria-Erreger abtöten.

Hoffen auf Entdeckung neuer Wirkstoffe
Diese Beobachtungen ermöglichen es den Forschern, ihr Wissen über diese Pflanzen und ihre Moleküle auf den neuesten Stand zu bringen. Das wiederum bringe wertvolle Erkenntnisse für die Behandlung von Malaria, Wurmbefall und Tumorerkrankungen, sagt Krief.

Ihr Projekt war im vergangenen Jahr von Frankreich und Uganda beschlossen worden. Das Forschungszentrum des MNHN arbeitet dabei mit der Universität in Kampala und der ugandischen Behörde zur Erhaltung der Fauna (UWA) zusammen. Werden tatsächlich neue Medikamente entdeckt, soll der Gewinn daraus geteilt werden.

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