Schlechtes Zeugnis

OECD kritisiert österreichische Familienpolitik

Österreich
30.11.2007 12:12
Eine aktuelle Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt der österreichischen Familienpolitik ein schlechtes Zeugnis aus. Österreich liegt bei Geburtenrate, Karenzurlaub und Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen unter dem Durchschnitt der 30 untersuchten Industrie- und Schwellenländer, heißt es in dem am Donnerstag präsentierten Bericht zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Auch bei der Kinderarmut schneidet Österreich schlechter ab als der Durchschnitt. Besser schneidet Österreich jedoch bei den staatlichen Familienausgaben und der Erwerbsquote von Frauen ab.

Mit 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gibt Österreich deutlich mehr Geld für Familienförderung aus als im OECD-Durchschnitt (2,4 Prozent). Spitzenreiter ist Luxemburg (4,1 Prozent), gefolgt von Frankreich (3,8 Prozent), den skandinavischen Staaten, aber auch Ungarn (3,5 Prozent) und Großbritannien (3,3 Prozent) liegen vor Österreich. Deutschland wendet drei Prozent des BIP für Familienförderung aus, Schlusslicht ist Korea mit 0,175 Prozent.

Kinderarmut über dem OECD-Schnitt
Trotz der vergleichsweise großzügigen Familienförderung liegt die Kinderarmut in Österreich mit 13,3 Prozent über dem OECD-Schnitt (zwölf Prozent) und schneidet damit nicht nur schlechter als Deutschland (12,8 Prozent) ab, sondern liegt auch hinter Griechenland und Ungarn. Das beste Ergebnis weisen diesbezüglich Dänemark (2,4 Prozent) und Finnland (3,4 Prozent) auf, das schlechteste die USA (21,6 Prozent) und Mexiko (24,8 Prozent).

Die statistischen Daten deuten darauf hin, dass sich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit positiv auf die Geburtenrate auswirkt. Staaten mit der höchsten Erwerbsquote unter Frauen hätten nämlich auch relativ höhere Geburtenraten, heißt es in dem Bericht. So ist etwa Island Spitzenreiter bei der Erwerbstätigkeit von Frauen (81,6 Prozent) und wird bei der Geburtenrate (2,05 Kinder pro Frau) nur von der Türkei (2,19 Kinder) überflügelt. Am anderen Ende der Skala liegt Italien. Dort sind nur 46,3 Prozent der Frauen erwerbstätig und sie haben im Durchschnitt auch nur 1,34 Kinder.

Für Österreich scheint dieser Zusammenhang nicht ganz zu gelten. Mit 63,5 Prozent liegt die Frauen-Erwerbsquote nämlich hierzulande über dem OECD-Schnitt (56,8 Prozent), während die Alpenrepublik bei der Geburtenrate (1,41 Kinder pro Frau) deutlich hinter dem OECD-Schnitt (1,63) hinterherhinkt.

Schlecht ausgebaute Kinderbetreuung
Eine mögliche Erklärung dafür ist die vergleichsweise schlecht ausgebaute Kinderbetreuung. In Österreich besuchen 74 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen Kindergärten oder andere vorschulische Betreuungseinrichtungen, was den 17. Platz der 30 untersuchen Staaten ergibt. Bei den Unter-Dreijährigen sieht die Bilanz mit 6,6 Prozent noch schlechter aus. Österreich landet hier auf dem 24. Platz. Die höchsten Quoten weisen Frankreich mit 101,9 Prozent bei den Drei- bis Fünfjährigen und Dänemark mit 61,7 Prozent bei den Unter-Dreijährigen auf.

Österreich hinkt hinterher
Auch beim Vaterschaftsurlaub hinkt Österreich dem OECD-Durchschnitt hinterher. Hierzulande dürfen Väter nur 0,4 Wochen (hochgerechnet auf 100 Prozent des Lohns) in Karenz gehen, während es im OECD-Durchschnitt vier Wochen sind und in Island sogar 10,4 Wochen. Beim Mutterschaftsurlaub liegt Österreich mit 16 voll bezahlten Wochen dagegen relativ gut. Spitzenreiter ist Norwegen mit 20,8 Wochen, Schlusslicht sind die USA. Dort dürfen Frauen zwar zwölf Wochen auf Mutterschaftsurlaub gehen, bekommen dafür aber keinen Lohnersatz. Bei der Länge des Karenzurlaubs erreicht Österreich der Studie zufolge mit zwei Jahren das Doppelte des OECD-Durchschnitts. Wegen des vergleichsweise niedrigen Kindergelds entspricht dies aber hochgerechnet auf das Erwerbseinkommen nur knapp 22 voll bezahlten Wochen, während es in Schweden bei einem Jahr Karenzurlaub fast 41 Wochen sind.

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