Bestialisch getötet

Lebenslange Haft für Ehefrau im Mordkomplott

Österreich
30.11.2007 07:12
Eine Ehefrau, die gemeinsam mit ihrer Mutter ein heimtückisches Mordkomplott gegen einen 41-jährigen Wiener geschmiedet und dieses von ihrem eigenen Sohn in die Tat umsetzen hatte lassen, ist am Donnerstagabend im Wiener Straflandesgericht wegen Anstiftung zum Mord zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alte Bursch erhielt wegen Mordes neun Jahre. 18 Jahre Haft setzte es für seine Großmutter, die ihm unter anderem eine Pistole und Kokain besorgt hatte, damit er auch ja die Tat begehe. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Der Jugendliche, der seinen Stiefvater am 21. März 2007 in dessen Wohnung in Wien-Floridsdorf mit einem Feuerlöscher erschlagen hatte, nachdem er mehrere Schüsse auf ihn abgegeben hatte, akzeptierte seine Strafe, doch Staatsanwältin Katja Wallenscheswki gab vorerst keine Erklärung ab. Die Ehefrau und ihre Mutter meldeten Strafberufung bzw. Bedenkzeit an.

Anstiftung des Sohnes erschwerend gewertet
Bei der Strafbemessung wurde den beiden Frauen erschwerend angerechnet, ihren eigenen Sohn bzw. Enkelsohn in die Sache "hineingezogen" zu haben, wie Richterin Eva-Maria Wilder in der Urteilsbegründung ausführte. Trotz ihrer bisherigen Unbescholtenheit habe das entsprechend sanktioniert zu werden.

Beim 18-Jährigen fand das Gericht demgegenüber keinen Erschwerungsgrund, während dessen umfassendes, reumütiges Geständnis, die Bestimmung durch Erwachsene sowie seine schwierige Lebenssituation mildernd berücksichtigt wurden. Bei einem Strafrahmen von bis zu 15 Jahren erschienen den Richtern neun Jahre tat- und schuldangemessen.

Umfassende Geständnisse abgelegt
Das Trio hatte am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht umfassende Geständnisse abgelegt. Demnach musste der Familienvater sterben, weil seine Frau seine angebliche Vorliebe für außergewöhnliche Sexualpraktiken nicht mehr länger ertrug und sich eine Scheidung nicht vorstellen konnte.

Die 35-jährige Frühpensionistin - sie leidet an chronischer Polyarthritis und ist außerstande, einen Beruf auszuüben - gab zu, schon Wochen vorher mit ihrer Mutter beschlossen zu haben, dass ihr Mann "weg" müsse. Wie der Stiefsohn vor Gericht darlegte, dürfte seine Mutter schon im Vorfeld versucht haben, ihren Mann zu töten, indem sie ihm Schlaftabletten in Getränke mengte. Dieser sei jedoch "immer wieder aufgewacht".

Die 35-Jährige bekannte sich schuldig, ihren ältesten Sohn zum Mord angestiftet und sich an den Tötungshandlungen beteiligt zu haben, als der zum Tatzeitpunkt 17-Jährige den Plan in der ehelichen Wohnung in Wien-Floridsdorf umsetzte.

Ehefrau verweigert die Aussage
Darüber hinaus war die nunmehrige Witwe zu keinen weiteren Angaben bereit: Sie machte von ihrem Recht Gebrauch, in der Hauptverhandlung keine Fragen beantworten zu müssen. Richterin Eva-Maria Wilder konfrontierte daher die Geschworenen mit den Aussagen, die die Frau nach ihrer Festnahme getätigt hatte: Demnach soll ihr Mann seit Jahren "ekelhafte Sachen" verlangt haben, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Angeregt von Porno-Videos, habe er mit ihr abartige Szenen "nachgestellt", dabei Sex-Spielzeug verwendet. Es sei "immer schlimmer, immer ärger, immer öfter" geworden, hatte die Frau der Polizei erzählt.

Sohn wollte sich Liebe der Mutter mit Mord "erkaufen"
Umso gesprächiger zeigte sich der Sohn, der seiner Darstellung zufolge mit dem Mord die Zuneigung seiner Mutter "erkaufen" wollte. Diese hatte nach dem Scheitern ihrer ersten Ehe zwar das Sorgerecht für den Burschen und seinen jüngeren Bruder zugesprochen bekommen, trat dieses später jedoch freiwillig ab, um "ein neues Leben zu beginnen", wie sie dem Jugendamt erklärte.

Schwierige Familienverhältnisse
Zum Verhältnis zu seiner Mutter befragt, berichtete der mittlerweile 18-Jährige den Geschworenen, von dieser sei "fast gar nix gekommen. Ich hab' sie zum Geburtstag gesehen und zu Weihnachten einen Anruf gekriegt". Als er in Folge seiner Drogen- und Spielsucht Anfang 2007 die Lehre hinschmiss, änderte sich das: Er zog zu seiner Großmutter mütterlicherseits und sah die Mutter nun mehrmals wöchentlich, weil diese regelmäßig auf Besuch kam.

Großmutter hat Pistole für Mord besorgt
Eines Tages wurde er am Frühstückstisch von den beiden Frauen gefragt, ob er sich "zutraue", seinen Stiefvater "auf illegale Weise wegzubringen". Der 17-Jährige meinte, unter Kokaineinfluss wäre dies denkbar, worauf ihm seine Oma mit den Worten ausreichend Bargeld zusteckte und erläuterte: "Die Mama derblast es nimmer!" Außerdem kaufte die Großmutter bei einem Bekannten eine Pistole.

Familienvater bestialisch ermordet
Am 21. März 2007 rafften die Ehefrau, die Schwiegermutter und der Stiefsohn des 41-Jährigen die Playstation des Vaters und Wertgegenstände zusammen, die die Großmutter in einer Sporttasche wegbrachte. An sich wäre vorgesehen gewesen, dass ihr Enkel allein das Eintreffen des Mannes abwartete. Doch dieser kehrte vorzeitig heim, so dass es seine Ehefrau nicht mehr rechtzeitig aus der Wohnung schaffte. Sie versteckte sich im Badezimmer, während ihr Sohn mit gezückter Pistole dem überraschten Stiefvater im Vorzimmer gegenüber trat. "Dann hab' ich einfach zwei, drei Mal abgedrückt. Urschnell", schilderte der 18-Jährige dem Gericht. Er traf den Mann jedoch nur ein Mal, und das oberhalb des Knies. Da habe er sich auf diesen gestürzt, mit der Waffe und der Faust auf ihn eingeschlagen. Schließlich kam ihm die Mutter zu Hilfe, indem sie mit einem Baseballschläger auf ihren Mann eindreschen wollte, was dieser jedoch abwehren konnte.

"Hilfe! Der will mi umbringen! Hilf mir!", soll das Opfer seiner "besseren Hälfte" noch zugerufen habe, ehe die Frau ihrem Sohn einen Feuerlöscher brachte, mit dem dieser dem 41-Jährigen schließlich den Schädel einschlug. Die Mutter habe darauf "Es reicht schon!" befunden, schilderte der 18-Jährige. Dennoch habe er noch nach einem Messer verlangt, das die Mutter aus der Küche besorgte: "Er hat noch geröchelt. Da hab' ich ihm die Klinge ganz in den Bauch gestochen. Dann war's aus."

500 Euro von der Mutter für Mord kassiert
Er habe sich "nix gedacht", sei nach der Tat "wie hirnlos, wie kopflos" gewesen, schilderte der Angeklagte. Die Mutter habe die Oma telefonisch in die Wohnung zurückbeordert. Er habe 500 Euro bekommen, um sich neue Schuhe zu kaufen: "Die alten waren voller Blut." Die Mutter habe dem Toten Danclor über den Kopf geschüttet und dann "aufgewischt", gab der Bursch zu Protokoll. Dann sei sie zum Hausmeister gegangen und habe angegeben, ein Unbekannter wäre in die Wohnung eingedrungen und habe ihren Mann ermordet, was die Polizei aber sehr rasch als gelogen erkannte.

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