Gefühle zulassen

Trauerrituale heilen den Schmerz

Oberösterreich
30.10.2007 18:53
Wer einen lieben Menschen verliert, muss bewusst Abschied nehmen und Gefühle zulassen - sonst erstarrt er in Trauer, wendet sich vom Leben ab und kann krank werden. Rituale wie Begräbnis, Zehrung und Totenwache helfen, ebenso Gedenktage wie jetzt Allerheiligen, rät ein Spezialist der Linzer Nervenklinik.

„Heutzutage hat der Tod wenig Präsenz“, so Dr. Hans Rittmannsberger. „Alle Schwierigkeiten sollen gemeistert, keine Schwächen gezeigt werden. Deshalb wird vermutlich zu wenig getrauert.“ Was fatale Folgen haben kann, in Form von Depressionen, Verlustängsten, Abkehr vom Leben.

Deshalb rät der Facharzt für Psychiatrie und Neurologie: „Trauer unbedingt zulassen, auch wenn nach der ersten Betäubung viele Emotionen hochkommen, darunter auch negative wie Wut.“

Trauerrituale - wie auch zu Allerheiligen und Allerseelen - helfen beim Verarbeiten des Verlustes. Auch Kinder sollte man Abschied nehmen und am Begräbnis teilnehmen lassen. „Ab einem Alter,  in dem sie verstehen, dass ein Mensch nicht mehr in ihrem Leben sein wird.“ Kein Abschiednehmen gibt es bei Vermissten: „Das ist sehr schwer auszuhalten, die Unklarheit ist schlimmer, als der Schmerz im Todesfall.“

Trauerjahr ist ein guter Richtwert für Abschied
Frauen können Emotionen besser ausdrücken, Männer haben damit eher Probleme, beobachtet Prof. Dr. Hans Rittmannsberger bei seinen Patienten. Für beide ist wichtig: Trauer ist notwendig, soll nicht verdrängt werden.

Wann muss die Trauer bewältigt sein?
Das traditionelle Trauerjahr ist ein guter Richtwert. Da hat man alle Jahreszeiten und wichtigen Festtage ohne den Verstorbenen durchlebt.

Angehörige und Freunde wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen.
Sie sollen die Trauer akzeptieren, einfach zeigen, dass sie da sind. Der Rat, Haltung zu bewahren und stark zu sein, ist hingegen überhaupt nicht hilfreich.

Und Medikamente?
Sollte man nur in Ausnahmefällen und dann nur kurzfristig nehmen.

 

 

Foto: Markus Wenzel

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