Schulstart mit 16
Türkin darf mit 16 zum ersten Mal in die Schule
Meryem Kaplan wurde in einer Grundschule in ihrer Heimatstadt Adana angemeldet und soll kommenden Montag erstmals am Unterricht teilnehmen dürfen. Kosten für Hefte, Stifte und Schuluniform werden vom türkischen Bildungsministerium getragen. Meryem wird ihren Klassenkollegen einiges voraus haben: Das Mädchen hatte sich nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren zu Hause selbst Lesen und Schreiben beigebracht. Ihr ambitioniertes Ziel: Sie will Ärztin werden.
Insbesondere in ländlichen Gegenden der Türkei gehen auch heute noch Zehntausende Mädchen nicht zur Schule. Viele arme Familien schicken nur die Söhne zum Unterricht, während die Mädchen im Haus helfen müssen und häufig schon früh verheiratet werden. Die türkische Regierung und das UN-Kinderhilfswerk UNICEF haben in den vergangenen Jahren mit einer gezielten Kampagne mehr als 200.000 Mädchen eine Schulbildung ermöglicht. In Meryems Schule in Adana sei es innerhalb von drei Jahren gelungen, 426 Kinder, die vorher zu Hause bleiben mussten, zum Unterricht zu bringen, sagte der stellvertretende Direktor Ismail Iltas. Darunter waren etwa 370 Mädchen.
Meryems Vater wollte Tochter mit Verwandtem verheiraten
Behörden- und Schulvertreter in Adana hatten in den vergangenen Tagen mehrmals versucht, auch Meryems Vater Osman Kaplan dazu zu bringen, seiner Tochter eine Ausbildung zu ermöglichen. Kaplan lehnte das zunächst ab und kündigte an, Meryem bald einem Verwandten zur Frau zu geben. Meryem selbst hatte bei den Besuchen des Schuldirektors und anderer Behördenvertreter versichert, es sei ihr größter Traum, in die Schule gehen zu können.
Laut der Zeitung "Sabah" entschlossen sich Journalisten in Adana deshalb, zusammen mit einem Lokalpolitiker und einem Vertreter der Kampagne "Mädchen in die Schule" einen letzten Versuch zu übernehmen. Dabei habe Osman Kaplan schließlich eingewilligt. Der Zeitung zufolge kam der Durchbruch, als Kaplan daran erinnert wurde, dass Meryem als Ärztin eines Tages in der Lage sein werde, auch ihn selbst zu pflegen und finanziell zu unterstützen.
Symbolbild
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