Arme Alte

Zu wenig Essen in deutschen Heimen

Ausland
31.08.2007 18:11
Jeder dritte Pflegebedürftige in Deutschland wird nicht angemessen mit Essen und Trinken versorgt. Rund 35 Prozent der Heimbewohner und 42 Prozent der ambulant Versorgten werden nicht oft genug umgebettet und laufen Gefahr, sich wund zu liegen. Das geht aus dem jüngsten Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen und der Pflegekassen hervor.
Danach haben die Kontrollore bei insgesamt zehn Prozent der Hilfsbedürftigen in Heimen und 5,7 Prozent der ambulant Versorgten einen "akut unzureichenden Pflegezustand" festgestellt. Die Experten warnten dennoch davor, die Zahlen zu skandalisieren: Seit dem letzten Bericht 2003 habe sich die Pflege alter und kranker Menschen in allen wichtigen Kriterien verbessert - wenn auch auf niedrigem Niveau, wie Vorstandschef Werner Gerdelmann vom Verband der Angestellten-Krankenkassen erläuterte.


"Die Pflege hat nach wie vor ein Qualitätsproblem", räumte Gerdelmann ein. Dabei gebe es aber große Unterschiede. Neben guten Pflegeheimen gebe es auch sehr schlechte, in denen die Patienten Gesundheitsgefahren ausgesetzt seien. Dies bedeute aber nicht, dass es einen "Pflegeskandal" gebe. Im Gegenteil: "Die Untersuchung zeigt, dass gute Pflege in Deutschland möglich ist." Die teuren Pflegeheime sind dabei keineswegs die besten. Meist lasse sich kein Zusammenhang zwischen Kosten und Qualität feststellen, hieß es.


34 Prozent bekommen zu wenig zu trinken

Insgesamt stellten die Prüfer bei 34,4 Prozent der Heimbewohner Mängel bei Ernährung und Flüssigkeitszufuhr fest. In der ambulanten Pflege waren es 29,6 Prozent. Dies bedeute nicht, dass die Patienten unterversorgt gewesen seien, hieß es. In vielen Fällen seien Standards wie Gewichtskontrolle oder Kalorienbedarf nicht berücksichtigt worden.


Keine angemessene Inkontinenzversorgung entdeckten die Kassenprüfer bei 15,5 Prozent der Heimbewohner und bei 21,5 Prozent der ambulant Versorgten. Besonders Demenzkranke werden demnach nicht ausreichend betreut (30,3 Prozent in Heimen, 26,1 Prozent ambulant).


Schwarze Schafe

Für den Bericht wurden von 2004 bis 2006 rund 40.000 Pflegebedürftige untersucht. Allein 2006 kontrollierte der Medizinische Dienst 18,5 Prozent aller Pflegeeinrichtungen. In 56 Prozent der Fälle tauchten die Prüfer unangemeldet in Pflegeheimen auf. Gerdelmann forderte, diese Kontrollen auszubauen und die Prüfberichte ins Internet zu stellen. Außerdem müssten "schwarze Schafe" leichter aus dem Verkehr gezogen werden können.


Der Deutsche Pflegeverband mahnte zu einer raschen Reform und kritisierte die geplante Erhöhung der Pflegebeiträge als nicht ausreichend. Die Pfleger seien an den Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die Gewerkschaft ver.di verlangte ein Ende des "Sparwahns" in der Altenpflege.
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