Urteil in London

Lebenslang für fünf Briten mit El-Kaida-Verbindung

Ausland
30.04.2007 22:53
Wegen der Planung verheerender Bombenanschläge, mit denen hunderte Menschen getötet werden sollten, sind in London fünf Terroristen mit El-Kaida-Verbindungen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In einem der größten Anti-Terrorismus-Prozesse der britischen Geschichte befand die Geschworenenjury am Strafgerichtshof Old Bailey die britischen Muslime am Montag der Verschwörung zu terroristischen Sprengstoffanschlägen für schuldig.

Zwei der Verurteilten können nach 35 Jahren, die drei anderen erst nach 40 Jahren eine vorzeitige Haftentlassung beantragen. "Doch es könnte auch geschehen, dass keiner von Ihnen jemals aus dem Gefängnis herauskommt", sagte der Richter Sir Michael Astill. "Sie haben dieses Land betrogen, das Ihnen alle Chance gegeben hatte."

Die Terroristen sollen vor ihrer Festnahme im März 2004 Verbindungen zu den vier Selbstmordattentätern gehabt haben, die dann am 7. Juli 2005 in der Londoner U-Bahn und einem Bus 52 Menschen ermordeten, indem sie in Rucksäcken transportierte Bomben zündeten. Nach dem fast ein Jahr dauernden Verfahren befand die Jury den 26- jährigen Omar Khyam aus der Grafschaft West Sussex direkt der Planung von Anschlägen mit Düngemittelbomben für schuldig. Die vier anderen Täter machten sich laut Jury der Mithilfe schuldig.

Innenminister verteidigt Sicherheitsorgane
Nach Angaben der Ermittler wollten sie aus chemischen Düngemitteln Sprengsätze herstellen und an Orten mit vielen Menschen zünden. Zu den Anschlagzielen hätten unter anderem das Parlament, ein großes Einkaufszentrum unweit von London, ein Nachtclub sowie ein Gasverteilzentrum gehört. Innenminister John Reid warnte, dass im Kampf gegen den Terrorismus "100-prozentiger Einsatz nicht immer auch 100-prozentigen Erfolg garantiert".

Die Äußerung wurde von britischen Medien als Anspielung auf Vorwürfe gewertet, wonach die Sicherheitsorgane nicht genug unternommen hätten, um die Anschläge vom 7. Juli 2005 zu verhindern. Nachdem vor Gericht bestätigt wurde, dass zumindest zwei der jetzt Verurteilen Kontakte zu den späteren Selbstmordattentätern hatten, forderten Überlebende sowie Angehörige der Opfer am Montag eine unabhängige Untersuchung. Dabei soll geklärt werden, ob die Ermittler Hinweise auf die späteren Attentäter vom 7. Juli, die sich durch die Verhöre der "Düngemittelbomber" ergaben, nicht genug beachtet haben.

Zwei Angeklagte freigesprochen
Zwei weitere Angeklagte wurden in dem Prozess freigesprochen. Alle sieben hatten sich für nicht schuldig erklärt und den Vorwurf einer terroristischen Verschwörung zurückgewiesen. Der als Anführer der Terrorgruppe verurteilte Omar Khyam stammte nach Angaben des Gerichtes aus gutbürgerlicher Familie mit guter Schulausbildung.

Gemeinsame Terror-Ausbildung in Pakistan
Alle fünf Verurteilten sollen sich vor Jahren durch ihre Sympathie für extremistische Muslimkreise in allen Teilen der Welt näher gekommen sein. Sie wurden dann nach Angaben der Ermittler von El-Kaida-Verbindungsleuten angesprochen und erhielten eine militärische Ausbildung in einem geheimen Lager in Pakistan.

Nach der Rückkehr diskutierte die Gruppe über geeignete Anschlagziele, wobei sie vom Geheimdienst abgehört wurde. Die von den Terroristen im Agrarfachhandel gekauften Düngemittel wurden von verdeckten Ermittlern gegen harmlose Chemikalien ausgetauscht, so dass die Gruppe noch eine Weile ohne Gefährdung der Öffentlichkeit observiert werden konnte, ehe die Polizei sie im Frühjahr 2004 festnahm.

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