Krawalle in Hamburg

G20-Chaos: Fast 600 Polizeibeamte wurden verletzt

Ausland
19.07.2017 19:32

Bei dem Polizeieinsatz zum G20-Gipfel in Hamburg sind nach Angaben von Einsatzleiter Hartmut Dudde wesentlich mehr Polizisten zu Schaden gekommen als bisher bekannt. 592 Beamte seien zwischen Einsatzbeginn am 22. Juni und Einsatzende am 10. Juli "durch Fremdeinwirkung" verletzt worden, sagte Dudde am Mittwoch.

"Es ist meines Erachtens dem Zufall geschuldet, dass es keine Schwerstverletzten gab", so Dudde. Die gravierendsten Verletzungen seien Knochenbrüche, etwa des Handgelenks. Alle Verletzten seien inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.

345 Straftaten angezeigt
In der Spitze des Einsatzes seien mehr als 23.000 Polizisten aus allen deutschen Bundesländern beteiligt gewesen. Während des Gipfels habe die Einsatzleitung weitere Hundertschaften aus anderen Bundesländern angefordert. Der Entschluss fiel, nachdem vermummte Gewalttäter am ersten Gipfeltag vor allem durch Stadtteile im Westen der Hansestadt marschierten, Geschäfte beschädigten und Autos in Brand steckten. Die von den Randalierern angerichteten Sachschäden konnte Dudde noch nicht beziffern. Es seien bisher 345 Straftaten angezeigt worden, die Soko "Schwarzer Block" werde "sicherlich" zahlreiche weitere ermitteln.

Politik und Polizei verteidigen Einsätze gegen Krawallmacher
Der Hamburger Innensenator Andy Grote versicherte, dass die Verantwortlichen für den Polizeieinsatz selbstkritisch mit sich umgingen. "Niemand nimmt für sich in Anspruch, dass die ganze Zeit von allen Beteiligten nur fehlerfrei gehandelt wurde." Gleichzeitig wies der Senator die Benutzung des Begriffs "Polizeigewalt" im Zusammenhang mit dem Einsatz bei den Krawallen als diffamierend zurück: "Polizeigewalt unterstellt strukturelles, rechtswidriges, gewalttätiges Eingreifen der Polizei", sagte Grote.

Auch Polizeipräsident Ralf Martin Meyer verteidigte den Einsatz der Beamten nochmals. Neben dem sogenannten Schwarzen Block von Linksextremisten machte Meyer auch Schaulustige und andere mitverantwortlich für die Eskalationen: "Trittbrettfahrer führten dazu, dass die Gewalt aus dem Ruder lief und sich der Einsatz von Spezialeinsatzkräften verzögerte", sagte Meyer zu den Vorfällen in der Nacht vom 7. auf 8. Juli im Schanzenviertel. Eine hundertprozentige Sicherheit habe es trotz monatelanger Vorbereitung nicht geben können, "wenn Schadensorte nicht vorhersehbar sind und Täter in Kleingruppen vorgehen".

Unterstützung durch 215 Polizisten aus Österreich
Auch 215 Polizisten aus Österreich unterstützten ihre deutschen Kollegen beim G20-Gipfel. Sie waren laut Ernst Albrecht, Kommandant der Sondereinheit WEGA, "mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen" konfrontiert. Auf die Beamten wurde mit Stahlkugeln und Pflastersteinen geschossen, berichtete er vergangene Woche bei einem Pressegespräch in Wien. Fünf Beamte wurden leicht verletzt.

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