Wer tut sich das an?

Übernahme der Grünen wird zum Himmelfahrtskommando

Österreich
19.05.2017 10:02

Nach dem Abtritt der langjährigen Grünen-Chefin Eva Glawischnig von allen Funktionen am Donnerstag befasst sich bereits am Freitag der Erweiterte Parteivorstand mit den Personalentscheidungen - die Grünen brauchen nun ja einen Bundessprecher, einen Klubchef sowie einen Spitzenkandidaten für die Neuwahl im Oktober. Mehrere Namen - unter anderem Tirols Vize-Landeshauptfrau Ingrid Felipe oder EU-Mandatarin Ulrike Lunacek - wurden bereits ins Spiel gebracht. Allerdings: Die Übernahme der Grünen wird zum Himmelfahrtskommando.

"Der Rücktritt von Eva Glawischnig war das Beste, was der angeschlagenen grünen Partei passieren konnte", schreibt Doris Vettermann in der Freitagsausgabe der "Krone", denn: "Eine durch und durch zerstrittene Truppe, die um ihr Selbstbild und um ihre Daseinsberechtigung ringt, dazu eine öffentlich ausgetragene Schlammschlacht und ein Haufen, bei dem ohnehin fast jeder macht, was er will." Glawischnig habe all dem nicht mehr gegensteuern können - "ihr wurde längst das Ruder aus der Hand genommen".

Video: Glawischnig geht "aus gesundheitlichen Gründen"

Nun brauche es bei den Grünen eine Erneuerung, denn sonst komme die Partei bei den bevorstehenden Wahlen "auf jeden Fall unter die Räder im brutalen Dreikampf zwischen Christian Kern, Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache". Mit Glawischnigs Abgang hätten die Grünen nun "eine echte Chance, sich neu aufzustellen, neu zu formieren, neue Themen zu finden, aber auch neue Leute nach vorn zu bringen", so Vettermann. Aber: "Ohne einmal - oder vielleicht auch öfter - gehörig auf den Tisch zu hauen, wird es wohl nicht gehen."

Machtpoker um die Nachfolge
Doch wer wird den Posten Glawischnigs übernehmen, um die Grünen neu aufzustellen und schon für die vorgezogenen Neuwahlen im Oktober halbwegs konkurrenzfähig zu machen? Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Tiroler Grünen-Chefin Felipe das Erbe Glawischnigs übernimmt, aber auch die Namen Ulrike Lunacek, Vizepräsidentin des EU-Parlaments, und Astrid Rössler, Salzburgs Grünen-Chefin, werden genannt.

Ex-Wahlkampfmanager Lothar Lockl sagte nach Informationen von krone.at bereits ab. Interimistisch übernahmen die beiden bisherigen Glawischnig-Stellvertreter Werner Kogler und eben Felipe gemeinsam die Aufgaben als Bundessprecher.

Die wohl unschaffbare Aufgabe, die Partei zu reformieren
Noch ist im Machtpoker um die Nachfolge nichts beschlossen - Entscheidungen werden bei den Grünen traditionell nicht so schnell und nicht so einfach getroffen -, sicher ist aber, dass die Übernahme der Parteispitze für die neue Chefin oder den neuen Chef zum Himmelfahrtskommando wird, wie auch Spitzenfunktionäre, die in der Wiener Stadtregierung tätig sind, bestätigen.

Zunächst wird es schwer, die krisengeschüttelte Partei als Neue oder Neuer an der Spitze bis zu den vorgezogenen Wahlen im Oktober so weit zu einen, dass kein Totalabsturz bevorsteht (eine neue Umfrage, die allerdings vor dem Rücktritt Glawischnigs durchgeführt wurde, sieht die Grünen nur noch bei acht Prozent).

Gelingt es nicht, im Oktober einen Erfolg einzufahren, wird wohl auch eine eigentlich fähige neue Chefin bzw. ein neuer Chef den Hut nehmen müssen. Hält zumindest die Anzahl der Mandate, steht diese Person vor der Aufgabe, über die nächsten Jahre eine als unreformierbar geltende Partei zu reformieren. Ob es schaffbar ist, wird sich weisen. Fest steht, dass es viel Einsatz und Hingabe fordert. Denn wie Glawischnig in ihrer Abschiedsrede sagte: "Der Job eines Parteivorstandes bedeutet 24 Stunden Erreichbarkeit, und das sieben Tage pro Woche. Das zerreibt einen irgendwann."

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