Augenschmaus

Gears of War

Spiele
16.11.2006 13:58
Shooter gibt es wie Sand am Meer, aber nur wenige stechen aus der Masse der Titel hervor. "Gears of War" ist definitiv ein solches Spiel. Wer den Edel-Shooter erst einmal gesehen und gespielt hat, wird den Controller nicht mehr so schnell aus der Hand legen wollen...

Marcus Fenix ist ein Held, wie er im Buche steht: das Kinn kantig, die Wangen zerkratzt und die Stimme rau. Hinzu kommen Oberarme, die so dick wie Baumstämme sind, und stramme, vor Kraft strotzende Wadeln. Kurzum: Hier fließt pures Testosteron durch die Adern. 

Das ist auch gut so, werden Marcus und seine cornetto-förmigen Wegbegleiter doch im Laufe des Spiels mit allerlei Unholden konfrontiert. Schauplatz ist ein der Erde nicht unähnlicher Planet namens Sera, auf dem sich die Locust, eine garstige Alien-Rasse, breit machen. Die Invasion kommt allerdings nicht aus dem All, sondern aus den Tiefen des Planeten. Wie Würmer bei Regen krabbeln die Locust unverhofft aus ihren Erdlöchern und fallen über unseren hochdekorierten Schlachtenbummler und seinen Elite-Kampftrupp her.

Während das gemeine Alien-Fußvolk noch leicht mit ein paar Schüssen wieder zurück unter die Erde geschickt werden kann, schaut es bei den großen arachnoidenartigen Monstern oder den Krill, einer Art blutrünstiger Fledermäuse, denen man nur im Hellen begegnen sollte, schon anders aus. Wirklich gruselig ist aber erst die Berserkerin - die Dame reagiert nämlich auf Umgebungsgeräusche. Hört sie etwas, stürmt sie wie eine Irre darauf zu. Fußspitzengefühl ist also gefragt, wenn man sich unbemerkt nach draußen schleichen will, um dann dort mit der Satelliten gesteuerten Strahlenkanone das Ding in die Hölle zurück zu schicken.

Auch die anderen verfügbaren Waffen gehen nicht gerade zimperlich mit den Widersachern um. Neben Revolvern, Schrotflinten oder dem Granaten schleudernden Arkan-Bogen dürfte aber besonders ein Zusatz die Gamerschaft verzücken: das Kettensägen-Bajonett. Ein kurzer Ruck und schon heult die Säge auf, kurz darauf gefolgt vom Kreischen des halbierten Aliens. Aber „Gears of War“ setzt nicht (nur) auf stupide Ballerei und Gemetzel. Wer vorankommen will, muss in Deckung gehen. Auf Knopfdruck hechtet Marcus daher gut versteckt von einem Unterschlupf zum nächsten, vollführt SWAT-Turns oder springt über Mauern.

Damit dem Spieler nicht fad wird, darf man zwischendurch stationäre MGs bedienen, mit einem Vehikel durch die postapokalyptischen Straßen der Stadt cruisen oder in einer Lore die verlassenen Tunnelschächte einer Fabrik entdecken. Hat man den Single-Player-Modus in den Schwierigkeitsgraden „Lässig“, „Hardcore“ oder „Wahnsinnig“ hinter sich gebracht und auch bereits den Ko-Op-Modus via Splitscreen zur Genüge genossen, darf der Krieg zwischen Locust und Menschheit auch Online ausgetragen werden.

Und was unterscheidet „Gears of War“ jetzt von anderen Shootern? Drei Dinge: Grafik, Sound und Atmosphäre. Die hochauflösenden Texturen, der enorme Detailreichtum und die grandiose Weitsicht verdienen wahrlich das Prädikat „Next Gen“: Das erste Spiel, bei dem sich die gerenderten Zwischensequenzen nur unwesentlich von der eigentlichen Spiel-Grafik abheben. Allein für diesen Augenschmaus lohnt die Anschaffung einer Xbox 360 – und wer bereits eine hat, der wird erst anhand von „Gears of War“ begreifen, was das weiße Kästchen zu leisten im Stande ist.

Auch an der Geräuschkulisse wurde bis ins kleinste Detail getüftelt: Sucht man beispielsweise Deckung hinter einem Klavier, verursachen die Einschläge ein Klimpern. Hinzu kommt ein bombastischer Soundtrack, der, zusammen mit der tollen Grafik, Kino-Atmosphäre schafft und das Gefühl hinterlässt, mittendrin statt nur dabei zu sein. Angesichts dieser Intensität können kleinere Lags im Spielgeschehen gut und gerne verkraftet werden. Selbiges gilt für die nicht immer einwandfrei agierende KI der Team-Kollegen.

Fazit: „Gears of War“ ist schlichtweg der derzeit beste Shooter für die Xbox 360. Was hier auf den Bildschirm gezaubert wird, ist absolut sehens- und vor allem spielenswert und stellt die gesamte Konkurrenz in den Schatten. Langer Rede, kurzer Sinn: Shooter-Fans kommen an „Gears of War“ nicht vorbei – selbst ein „Halo 3“, wenn es denn mal kommt, wird einiges aufbieten müssen, um die geballte Action von „Gears of War“ übertrumpfen zu können.

Plattform: Xbox 360
Publisher: Microsoft
Krone.at-Wertung: 92%

von Sebastian Räuchle

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