Die bewegte Geschichte der Hallstätter Flügelaltar-Bilder: Vor 30 Jahren von dreisten Dieben gestohlen, tauchten sie nun - wie berichtet - bei einer Razzia in Italien wieder auf. Dass es die Kunstwerke von unschätzbarem Wert überhaupt noch gibt, ist Zufall: Sie hätten vor 267 Jahren nämlich zerstört und ersetzt werden sollen.
Die acht Reliefbilder waren um 1450 von einem unbekannten Künstler geschaffen worden, zierten ursprünglich einen Altar in der Häuerkapelle am Salzberg. Im Jahr 1750 erhielt ein Bergmann den Auftrag, den gotischen Flügelaltar zu zerschneiden und zu verbrennen. Der Bergmann aber versteckte den zerlegten Altar am Dachboden des Häuerhauses. Als er später dort gefunden wurde, wurde er in der Pfarrkirche aufgestellt.
Mitte März 1987 wurde dieser Flügelaltar von Dieben beschädigt und geplündert: Um die vier doppelseitigen Bilder stehlen zu können, zerstörten sie die Flügelrahmen, ließen nur das große Hauptbild, das ihnen zu schwer war, zurück. "Ich habe aber bei Führungen immer darauf hingewiesen, dass wir die Hoffnung, dass die Bilder eines Tages zurück kehren, nie aufgeben", erzählt der Hallstätter Pfarrgemeinderat und Messner Reinhard Kerschbaumer - siehe dazu unser unten stehendes Interview.
Nun tauchten die gestohlenen Werke aus dem Mittelalter tatsächlich wieder auf: Sie wurden im Vorjahr bei einer Razzia der italienischen Polizei bei einem Händler in Rom entdeckt. "Ich war am 31. Oktober in Rom, habe die Gemälde identifiziert, sie sind in gutem Zustand", berichtet Kunstreferent und Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch. Nun sind die Ermittlungen abgeschlossen.
Auf die Rückkehr der Heiligenbilder von unschätzbarem Wert freuen sich natürlich auch die Hallstätter, allen voran deren Pfarrer Richard Czurlyo: "Die Gemälde kommen im Sommer."
Johann Haginger, Kronen-Zeitung
"Wir haben auf Wunder gehofft"
Reinhard Kerschbaumer (68) war schon Messner, als gemeine Diebe die Flügelaltar-Tafeln aus der Hallstätter Pfarrkirche stahlen.
Sie können sich noch genau an den Aufsehen erregenden Diebstahl erinnern?
Ich weiß noch genau, wie mich damals im März 1987 der damalige Pfarrer August Stöger um 7.30 Uhr in der Früh angerufen und gesagt hat: "Komm schnell, da ist was passiert!"
Die Diebe sind nicht gerade zimperlich umgegangen.
Ich bin sofort zur Kirche, hab’ dort gesehen, dass die Flügel beim Altar auseinander gerissen worden waren. Die Flügelteile lagen am Boden, die vier Tafeln waren herausgerissen worden. Nur das große, schwere Hauptbild war noch da.
Wie sind die Diebe überhaupt in die Kirche gekommen?
Sie haben sich vermutlich drinnen versteckt und in der Nacht einsperren lassen. Zur Flucht haben sie dann das nördliche Kirchentor von innen aufgebrochen.
Seither hat man nichts mehr von den Tätern und den Bildern gesehen, hat aber auf ein Wunder gehofft.
Es hat eigentlich niemand mehr damit gerechnet, dass sie jemals wieder auftauchen. Die Flügel sind durch Reproduktionen ersetzt worden. Ich wurde bei Führungen oft darauf angeredet, hab’ aber immer gesagt: "Wir geben die Hoffnung nicht auf!"
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