Unabhängige Studie

Gutes Zeugnis für das Kraftwerk im Kaunertal

Tirol
22.02.2017 15:18

Ein unabhängiges Gutachterteam des Internationalen Wasserkraftverbandes (IHA) hat im Auftrag der TIWAG im Herbst 2016 eine Nachhaltigkeitsprüfung für das Vorhaben "Ausbau Kraftwerk Kaunertal" durchgeführt. Für den Bericht wurden insgesamt über 80 Interviews mit Betroffenen, Experten und den Verantwortlichen der TIWAG geführt. Jetzt liegen die offiziellen Ergebnisse vor. Der WWF interpretiert die Studie komplett anders...

"Unter dem Strich wird unserem Kraftwerksvorhaben ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die TIWAG hat durch eine permanente Optimierung der Prozesse und Abläufe bereits einen hohen Standard erreicht und erfüllt die meisten Best-Practice-Bestimmungen des Internationalen Wasserkraftverbandes", unterstreicht TIWAG-Vorstandsdirektor Johann Herdina.

23 Themenbereiche analysiert

Insgesamt 23 Themenbereiche wurden dabei untersucht und analysiert, vom Projektmanagement über die Wirtschaftlichkeit bis hin zu den ökologischen Auswirkungen. Herdina: "Wir konnten dabei den positiven und nachhaltigen Nutzen für die Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal grundsätzlich belegen. Einen gewissen Aufholbedarf sieht das Gutachten noch bei der Einbindung und Information der Betroffenen sowie der Öffentlichkeit. Diese Anregungen nehmen wir gerne auf und wollen uns hier weiter verbessern."

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Haus der Begegnung wurden die Studienergebnisse am Mittwoch auch einem interessierten Fachpublikum vorgestellt. "Wir wollen uns damit noch einmal bei den Interviewpartnern für die Bereitschaft und die konstruktiven sowie kritischen Inputs bedanken. Ein Großprojekt wie der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal polarisiert. Umso wichtiger ist uns der offene und gegenseitige Austausch", betont Projektleiter Wolfgang Stroppa. Das komplette Gutachten ist ab sofort auch unter www.tiwag.at abrufbar.

Ausbau Kraftwerk Kaunertal

Die TIWAG plant, das bestehende Kraftwerk Kaunertal für 1,3 Milliarden Euro zu einer Kraftwerksgruppe auszubauen. Die Pläne sehen den Bau einer Oberstufe im Platzertal (Gemeindegebiet von Pfunds) sowie eines Pumpspeicherkraftwerks im Kaunertal vor. Zusätzliches Wasser soll von der Gurgler und Venter Ache in den Gepatschstausee abgeleitet werden. Neben dem kürzlich fertiggestellten neuen Druckschacht Kaunertal wird auch ein zusätzliches Kraftwerk in Prutz errichtet. Durch den Ausbau wird die TIWAG zusätzlich rund 913 GWh/Jahr aus natürlichem Zufluss pro Jahr erzeugen können.

Widerstand aus Sölden

Aufgrund eines Widerstreitverfahrens mit der Gemeinde Sölden ist das Projekt derzeit ruhend gestellt. Mit einer Entscheidung wird frühestens in ein bis zwei Jahren gerechnet. Der Baustart wird aus heutiger Sicht nicht vor 2026 erfolgen.

WWF: Kraftwerk stoppen

Ganz anders liest der WWF die nun vorliegende Studie. "Herr Landeshauptmann Platter, stoppen Sie dieses Monsterprojekt, und zwar jetzt!" Das fordert Christoph Walder, Flussexperte des WWF, nach der heutigen Präsentation der Ergebnisse der Prüfung des Tiwag-Projektes Kaunertal nach dem ‚Hydropower Sustainability Assessment Protocol‘.

Inhaltlich soeht sich der WWF mit sener langjährigen Kritik bestätigt. "Ob bei wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Region, auf die lokale Gemeinschaft oder auch beim verbleibenden Restwasser: In allen unseren zentralen Kritikpunkten fällt das Tiwag-Projekt durch" erklärt Christoph Walder, Flussexperte des WWF.

"Da kann man jetzt nichts mehr schönreden, das Projekt ist sofort einzustampfen" so Walder weiter. Die neue Tiwag-Führung habe diese weltweite Blamage von den Vorgängern geerbt, jetzt trage sie die große Verantwortung, sich von dem Prestigeprojekt zu verabschieden.

Markus Gassler, Kronen Zeitung

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