Beifahrer war Opfer

Spediteur: “Er war einer der letzten guten Fahrer”

Ausland
20.12.2016 12:32

Beim toten Beifahrer des Sattelzuges, mit dem am Montagabend ein Attentäter in eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin gerast ist, handelt es sich um einen Fahrer der polnischen Spedition, der der Lkw gehört. Der Chef des Unternehmens, Ariel Zurawski, bestätigte am Dienstag im polnischen Fernsehen, er habe den Mann, der sein Cousin war, auf einem Polizeifoto identifiziert. Ersten Erkenntnissen zufolge war der Laster am Dienstag gegen 16 Uhr entführt worden.

"Das Foto ist sehr drastisch", so Zurawski, er habe es zunächst nicht sehen wollen. "Er war ein guter Fahrer, einer der letzten guten auf dem Markt", sagte er über seinen Cousin. Die Frau des Polen soll am Montag gegen 15 Uhr als letzte Person mit ihrem Mann telefoniert haben. In den Stunden vor der Tat war der Mann dann nicht mehr erreichbar gewesen. Zurawski sagte, für ihn könne er die Hand ins Feuer legen, dass er kein Attentäter sei: "Ihm muss etwas angetan worden sein." Der Firmenchef geht davon aus, dass das Fahrzeug entwendet wurde.

Starten des Stattelszugs wurde offenbar geübt
Es sei geplant gewesen, aus Italien transportierte Stahlkonstruktionen Dienstagfrüh auszuladen, sagte der Besitzer der bei Gryfino in der Nähe der polnischen Stadt Stettin ansässigen Spedition dem Sender TVN24. Der leitende Speditionsmitarbeiter Lukasz Wasik äußerte den Verdacht, dass jemand vor dem Blutbad mehrfach geprobt habe, den Sattelzug zu starten. "Es ist, als hätte jemand geübt, ihn zu fahren", sagte er.

Laut den von ihm überprüften GPS-Daten des Fahrzeugs habe jemand um 15.44 Uhr sowie weitere Male um 16.52 und um 17.37 Uhr den Motor gestartet. Der Laster sei allerdings nicht weggefahren, so Wasik. Dabei könnte es sich um Versuche eines mutmaßlichen Entführers gehandelt haben, den Lkw zu steuern.

Erst gegen 19.45 Uhr sei der Sattelzug dann in Gang gesetzt worden. Wenig später, gegen 20 Uhr, raste das Fahrzeug schließlich in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin.

Pole hat Fahrzeug nicht gesteuert
Der Pole, der tot auf dem Beifahrersitz des Fahrzeugs gefunden wurde, habe den Sattelzug jedenfalls nicht gesteuert, teilte die Polizei Dienstagfrüh über Twitter mit.

Der Pole wurde vermutlich erschossen - er sei laut Behördenangaben Opfer und nicht Täter. Laut Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" soll der Pole durch einen einzelnen Kopfschuss mit einer kleinkalibrigen Waffe gestorben sein. Der Mann auf dem Beifahrersitz war offenbar schon tot, als der Täter den Lkw auf den Weihnachtsmarkt fuhr, hieß es. Der Verstorbene hinterlasse seine Frau und ein 17-jähriges Kind.

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