Motiv Fremdenhass?

Dresden: Anschlag auf Moschee und Kongressgebäude

Ausland
27.09.2016 10:04

In der deutschen Stadt Dresden sind am Montagabend vor einer Moschee und einem Kongresszentrum zwei Sprengstoffanschläge verübt worden. Verletzt wurde niemand. Zunächst lag kein Bekennerschreiben vor. Es sei aber von einem fremdenfeindlichen Motiv auszugehen, erklärte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretschmar am Dienstag.

Am Montagabend um 21.53 Uhr war die Polizei zunächst nach einer Explosion an einer Moschee alarmiert worden. Zum Zeitpunkt der Detonation befand sich der Imam mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in dem Gebäude. Alle blieben unverletzt. Durch die Druckwelle wurde jedoch die Eingangstür nach innen gedrückt, in der Moschee entstanden außerdem Verrußungen. Ermittler entdeckten am Tatort Reste eines selbstgebauten Sprengsatzes.

Kurz darauf, um 22.19 Uhr, gab es eine weitere Explosion am Internationalen Congress Center Dresden in der Nähe des Landtags. Auch dort fand die Polizei auf der Freiterrasse Reste eines selbstgebauten Sprengsatzes. Durch die Detonation zersplitterte die Seite eines Glasquaders. Die Gäste mussten wegen der Spurensicherung die Hotelbar verlassen. Zugleich forderte die Polizei alle Gäste, die ein Zimmer mit Blick in Richtung Terrasse bewohnten, auf, sich nicht am Fenster aufzuhalten.

"Die Anschläge stehen zeitlich im Zusammenhang", erklärte der Polizeipräsident. Neben fremdenfeindlichen Motiven sieht die Polizei demnach auch eine Verbindung zu den zentralen Feierlichkeiten anlässlich des Tags der deutschen Einheit am kommenden Wochenende in Dresden.

Innenminister: "Das wollen wir in Deutschland nicht"
Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere verurteilte die Sprengstoffanschläge. Die Taten seien "empörend", sagte de Maiziere am Dienstag bei einer Veranstaltung zum zehnten Jahrestag der Deutschen Islamkonferenz in Berlin. "Das wollen wir in Deutschland nicht, dass so etwas geschieht, gegen wen sich das auch immer richtet." Der deutsche Justizminister Heiko Maas nannte die Anschläge "erschütternd": "Sie müssen jetzt sehr sorgfältig aufgeklärt und konsequent verfolgt werden."

Nach den Anschlägen werden die beiden Dresdener Moscheen von der Polizei bewacht. Ein islamisches Zentrum werde zusätzlich "intensiv bestreift", hieß es seitens der Polizei. Man befinde sich ab sofort "im Krisenmodus". In einem ersten Schritt sollen nun weitere Objekte hinsichtlich ihrer Gefährdung neu bewertet und gegebenenfalls weitere Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen in Sachsen  
Erst Mitte September hatten Auseinandersetzungen zwischen Rechtsradikalen und jungen Flüchtlingen in Bautzen für Schlagzeilen gesorgt, was einmal mehr die Diskussion über den Umgang Sachsens mit rechten Umtrieben befeuerte. Immer wieder gab es in dem Bundesland Angriffe auf Flüchtlingsheime oder Ausländer - wie auch in anderen Teilen Deutschlands. Doch angesichts der seit fast zwei Jahren andauernden Aufmärsche der antiislamischen Pegida-Bewegung und starker Neonazistrukturen steht Sachsen besonders im Fokus.

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