Dutzende Verletzte

Syrien: Hubschrauber wirft Behälter mit Giftgas ab

Ausland
02.08.2016 19:16

In der syrischen Stadt Sarakeb sind laut Angaben eines örtlichen Rettungsdienstes in der Nacht auf Dienstag Behälter mit giftigem Gas abgeworfen worden. Ein Video des syrischen Zivilschutzes (siehe oben) soll das belegen. Der Vorfall ereignete sich in jener Stadt, in der am Montag ein russischer Transporthubschrauber abgeschossen wurde. Durch den Giftgas-Angriff seien 33 Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher des syrischen Zivilschutzes. Es handle sich vor allem um Frauen und Kinder.

Die Behälter hätten vermutlich Chlor enthalten, das lasse sich jedoch vorerst nicht bestätigen. Ein Hubschrauber habe die mittelgroßen Fässer über dem Rebellengebiet abgeworfen. Der syrische Zivilschutz, der sich selbst als neutrale Gruppe freiwilliger Rettungshelfer beschreibt, stellte ein Video ins Internet, das Männer in Atemnot zeigen soll. Sie bekommen von Helfern Atemschutzmasken gereicht. Unter den Opfern, die mit Atemproblemen ins Krankenhaus gebracht wurden, seien auch zehn Kinder. Drei Personen seien in kritischem Zustand, hieß es.

Regierung und Russland beschuldigen Rebellen
Weder von der syrischen Regierung noch vom mit ihr verbündeten Russland war zunächst eine Stellungnahme zu erhalten. Sowohl die Regierung in Damaskus als auch die Opposition bestreiten den Einsatz chemischer Waffen in dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg. Der Westen wirft der syrischen Regierung jedoch vor, die Verantwortung für Angriffe mit Chlorgas und anderen chemischen Waffen zu tragen. Die Regierung in Damaskus und Russland beschuldigen ihrerseits die Rebellen.

Russischer Hubschrauber abgeschossen: Besatzung tot
Am Montag war ein russischer Transporthubschrauber nahe Sarakeb abgeschossen worden. Dabei kamen nach russischen Angaben alle fünf Insassen an Bord ums Leben. Der Hubschrauber wurde in der Provinz Idlib abgeschossen, etwa auf halber Strecke zwischen der umkämpften Großstadt Aleppo und dem russischen Stützpunkt Chmeimim nahe der Küste.

Kämpfe in Aleppo: 25.000 Menschen geflüchtet
Wegen der andauernden Gewalt in der syrischen Großstadt Aleppo sind unterdessen laut Angaben der Vereinten Nationen in der Nacht von Sonntag auf Montag rund 25.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen. Mehr als 12.000 der Geflüchteten seien Kinder, teilte UN-Sprecher Michele Zaccheo am Dienstag in Genf mit. Die Menschen hätten in Parks, Moscheen und anderen Gebäuden Schutz gesucht.

Die Offensive der Dschihadisten-Kämpfer zur Befreiung Aleppos wurde laut Angaben von Aktivisten durch russische Luftangriffe deutlich gebremst. Am Dienstag hätten die "intensiven russischen Angriffe" auf Aleppos Südwesten die gesamte Nacht über angehalten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mit. Das habe die "Gegenoffensive verlangsamt" und den Regierungstruppen geholfen. Der Organisation zufolge wurden fast 30 Zivilisten durch Rebellenangriffe getötet.

Russland unterstützt die syrische Führung, die ihrerseits erbittert versucht, die geteilte Stadt Aleppo zurückzuerobern. Syrische Regierungstruppen hatten den Belagerungsring um die östlichen Rebellenviertel Mitte Juli vollständig geschlossen. Schätzungsweise 250.000 Menschen sitzen derzeit im Ostteil Aleppos fest. Die internationale Gemeinschaft forderte die Regierungstruppen auf, die Belagerung der Rebellenviertel zu beenden. Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor einer humanitären Katastrophe.

"Dieser Kampf ist die letzte Chance für die Rebellen"
Seit dem Beginn der jüngsten Offensive wurden den Angaben zufolge 50 Rebellen und verbündete Dschihadisten sowie Dutzende Regierungssoldaten getötet. "Dieser Kampf ist die letzte Chance für die Rebellen", so der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. "Wenn sie verlieren, wird es schwierig für sie sein, einen neuen Angriff zu starten, um die Belagerung zu durchbrechen." Auch für die Regierung sei der Kampf um Aleppo "eine Frage von Leben und Tod". Seit Monaten laufe die Vorbereitung für die Rückeroberung, ein Verlust der Stadt wäre ein "herber Rückschlag", so Rahman.

Syrischen Militärangaben zufolge sind rund 5000 Regierungssoldaten und verbündete Truppen an der Offensive beteiligt. Darunter sind auch iranische Kräfte und Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz. Laut Angaben der Beobachtungsstelle stehen sie in und um Aleppo ebenfalls mehreren Tausend aufständischen Kämpfern gegenüber.

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