"Die Menschen sind das Problem", steht bezeichnend im Presseheft von "High-Rise" (Kinostart: 8. Juli). Von menschlichen Abgründen und zerfallender Zivilisation erzählt der englische Regisseur Ben Wheatley ("Sightseers") in seiner bitterbösen, visuell furiosen Adaption des lange als unverfilmbar geltenden dystopischen Romanklassikers "Hochhaus" von J.G. Ballard. Ab Freitag im Kino.
40 Stockwerke ragt es in die Höhe, das Beton-Hochhaus westlich von London und neue Zuhause von Dr. Richard Laing (Tom Hiddleston). Frisch geschieden, bezieht der Universitätsprofessor ein Luxusappartement in dem Turm, der mit Supermarkt, Fitnessstudio und Schwimmbad wie eine in sich geschlossene Welt anmutet und ausschließlich von Bürgern der Mittel- und Oberschicht bevölkert ist.
Die Hierarchie ist streng, stellt Laing bald fest, und lediglich bei den wilden Partys der geheimnisvollen Charlotte (Sienna Miller) kommt es zu einer Art Durchmischung. Laing selbst hält sich zurück, lässt sich nicht einnehmen: Zwar freundet er sich mit den Bewohnern der unteren Stockwerke an, zeigt sich aber gleichsam fasziniert von der Dekadenz an der Spitze - nicht zuletzt vom Schöpfer und Architekten des Wolkenkratzers selbst, Anthony Royal (Jeremy Irons), der im obersten Stock lebt und sich ebenda sogar ein Pferd hält.
Das Konfliktpotenzial zwischen den beiden Klassen zeigt sich früh. "Das Gebäude muss sich noch einpegeln", wischt Royal die zunehmenden Stromausfälle, die Verstopfung der Müllschächte und den Ausfall der Klimaanlage weg. Doch die Versorgungsprobleme in den unteren Stockwerken häufen sich, ebenso wie die aus Wut resultierenden Gehässigkeiten und Übergriffe. Während sich die Reichen weiter absentieren und in Orgien flüchten, wird unten der Aufstand geprobt - angeführt vom auf Krawall gebürsteten TV-Journalisten Richard Wilder (toll: Luke Evans) aus dem zweiten Stock.
Wheatley verpackt die zunehmende Verwahrlosung des Gebäudes und Verrohung seiner Bewohner in einen fast hypnotisierenden Bilderrausch, unterstützt von einem auf Eskalation hinarbeitenden Elektro-Soundtrack samt Abba-Cover "SOS" von Portishead als skurrilem Highlight.
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