"VdB" vor Hofer

Debakel für Hundstorfer auch im “roten Wien”

Österreich
24.04.2016 20:01

Das "rote Wien" ist bei der Bundespräsidentenwahl neu eingefärbt worden: SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer schaffte nur 12,3 Prozent und wurde sogar von Irmgard Griss (18,7 Prozent) überholt. Außerdem beweist Wien, dass es anders ist: FPÖ-Kandidat Norbert Hofer lag in allen Bundesländern weit vorne - nur in Wien überholte Alexander Van der Bellen (32 Prozent) seinen blauen Kontrahenten (29,3 Prozent) klar. Andreas Kohl erreichte magere 6 Prozent, Baulöwe Richard Lugner blieb auch in der Bundeshauptstadt kein zufriedenstellendes Ergebnis: nur 2 Prozent.

"Das Ergebnis ist eine Katastrophe und war in dieser Dramatik nicht zu erwarten", zeigte sich Bürgermeister Michael Häupl in einer ersten Reaktion gegenüber der "Krone" schockiert. "Das geht weit über die allgemeine Politikverdrossenheit hinaus, das spricht für eine massive Systemverdrossenheit, dem muss man sich intensiv widmen."

(Bild: Kronen Zeitung/Peter Tomschi)

"Das geht viel tiefer"
Von Schuldzuweisungen will sich der Stadt-Chef dennoch distanzieren: "Das geht viel tiefer." Nun müsse man sich in der Vorbereitung auf die Nationalratswahl ernsthaft damit auseinandersetzen, wie man verhindert, "dass (FPÖ-Chef Heinz-Christian) Strache in das Bundeskanzleramt einzieht. Das ist zweifellos eine große Herausforderung." Eine Wahlempfehlung wollte Häupl dennoch nicht abgeben - mit dem Nachsatz: "Ich werde alles dazu tun, dass Hofer nicht Bundespräsident wird."

Im vergangenen Herbst erreichte die SPÖ bei den Wahlen in Wien noch 39,59 Prozent. Ein Blick auf die Ergebnisse in den einzelnen Stadtbezirken zeigt das nunmehrige Debakel für die rote Stadtregierung noch deutlicher:

  • Im 8. Bezirk, Josefstadt, schnitt Hundstorfer ganz besonders schlecht ab: Hier konnte er nur 6,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.
  • Auch im 18. Bezirk, Währing, und in der Innenstadt stimmten jeweils lediglich 6,9 Prozent für den SPÖ-Kandidaten. 17,5 Prozent staubte Hofer in der Inneren Stadt ab, Van der Bellen lag mit 35,6 Prozent klar vorne.
(Bild: Screenshot www.wien.gv.at)
  • Im 7. Wiener Gemeindebezirk, Neubau, stimmten 7 Prozent der Wähler für Hundstorfer, Hofer wählten 13,4 Prozent. Als deutlicher Sieger geht Van der Bellen mit 53 Prozent hervor.
  • Im 9. Bezirk, Alsergrund, wählten 7,7 Prozent den SPÖ-Kandidaten, in Wieden (4. Bezirk) 7,8 Prozent. 17 Prozent gingen hier an Hofer, 43,7 an Van der Bellen.
  • Im 6. Bezirk, Mariahilf, erkämpfte sich Hundstorfer 8 Prozent. Hofer wurde von 16,2 Prozent gewählt, 49 Prozent stimmten für Van der Bellen.
  • Im 13. Bezirk, Hietzing, erreichte Hundstorfer 8,5 Prozent. Auch in diesem Bezirk siegte Van der Bellen mit 30,4 Prozent.
  • In Döbling (19. Bezirk) wählten 9,7 Prozent Hundstorfer, Van der Bellen siegte mit 31 Prozent.
  • In Hernals (17. Bezirk) ergatterte der SPÖ-Kandidat 9,8 Prozent der Stimmen. 23,1 Prozent bekam Hofer, 38,2 Van der Bellen.
  • Immerhin zweistellige Ergebnisse erreichte Hundstorfer in den übrigen Bezirken. So erhielt der SPÖ-Kandidat im 3. Bezirk, Landstraße, 10,1 Prozent.
  • In Margarten (5. Bezirk) erreichte Hundstorfer 11,2 Prozent. 43,6 Prozent der Stimmen gingen an den Bezirkssieger Van der Bellen.
  • Ähnlich sieht das Ergebnis in Penzing (14. Bezirk) aus: 11,3 Prozent stimmten für Hundstorfer, 43,7 für Van der Bellen.
  • In Liesing (23. Bezirk) wählten 12,6 Prozent Hundstorfer. Hier erreichte Hofer mit 33 Prozent Platz eins vor Van der Bellen (26,2 Prozent).
  • 12,8 Prozent erreichte der SPÖ-Kandidat im 2. Bezirk, der Leopoldstadt. Hofer schaffte es auf Platz zwei mit 23,6 Prozent. Van der Bellen gewann mit 40,4 Prozent.
  • In Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) gaben 13 Prozent Hundstorfer ihre Stimme. Van der Bellen gewann mit 40,2 Prozent.
  • Im 16. Bezirk, Ottakring, erreichte der SPÖ-Kandidat 13,2 Prozent. 26,8 Prozent gingen an Hofer, 35,9 Prozent an Van der Bellen.
  • In der Donaustadt (22. Bezirk) entschieden sich 13,3 Prozent für Hundstorfer. Hofer gewann hier mit 37,2 Prozent vor Van der Bellen (25,4 Prozent).
  • Im 12. Bezirk, Meidling, gingen 13,7 Prozent der Stimmen an den roten Kandidaten. Hofer (31,1 Prozent) siegte knapp vor Van der Bellen (30,3 Prozent).
  • In Floridsdorf (21. Bezirk) stimmten 14,8 Prozent für Hundstorfer. Hofer siegte mit 39,9 Prozent.
  • Im 20. Bezirk, Brigittenau, entschieden sich 15,7 Prozent für den SPÖ-Kandidaten. Das Rennen um Platz eins enschied Van der Bellen mit 31,6 Prozent knapp für sich, Hofer bekam 30,7 Prozent.
  • In Simmering (11. Bezirk) stimmten 16 Prozent für Hundstorfer. Klare 42,8 Prozent wählten Hofer an die Spitze.
  • Am besten schnitt Hundstorfer im 10. Bezirk, Favoriten, ab: 16,6 Prozent gaben dem roten Kandidaten ihre Stimme. 38,5 Prozent wählten Hofer, 23,2 Prozent Van der Bellen.

Hofer in kleinster Gemeinde Österreichs vorne
In den übrigen Bundesländern machte FPÖ-Kandidat Hofer meist eindeutig das Rennen, so auch in der kleinsten Gemeinde Österreichs: Als diese darf sich Gramais im Tiroler Außerfern bezeichnen. Hier gewann Hofer klar - mit sechs der insgesamt 21 abgegebenen Stimmen.

Gramais liegt 1382 Meter hoch, das Gemeindegebiet erstreckt sich auf mehr als 32 Quadratkilometern. Seit 2008 gibt es wegen zu wenig Nachwuchs keinen Kindergarten und keine Volksschule mehr. Schulpflichtige Kinder müssen in Nachbarorte im Tal auspendeln.

ÖVP verliert Rennen in Tirols Mini-Gemeinde
Bislang wurde die Tiroler Gemeinde traditionell von der ÖVP dominiert. Bei dieser Wahl erhielt jedoch Hofer die meisten Stimmen (31,6 Prozent). Eine Stimme weniger und damit 26,3 Prozent erreichte der Tiroler ÖVP-Kandidat Andreas Khol.

Auf dem dritten Platz landete Irmgard Griss. Vierter wurde der zweite Tiroler im Hofburg-Rennen, Grünen-Kandidat Alexander Van der Bellen mit drei Stimmen bzw. 15,8 Prozent. Für Baumeister Richard Lugner votierte ein Wahlberechtigter, SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer ging leer aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 60 Prozent.

Hofer auch im kleinsten Ort Niederösterreichs vorne
Aber auch in weiteren kleinen Gemeinden des Landes schnitt Hofer gut ab: So setzte sich der FPÖ-Kandidat im kleinsten Ort Niederösterreichs, in Großhofen im Bezirk Gänserndorf, mit 21 Stimmen (45,7 Prozent) knapp vor Khol mit 20 Stimmen (43,5 Prozent) durch.

Hundstorfer siegt im burgenländischen Tschanigraben
Dass die Wahl aber auch völlig anders ausgehen kann, zeigt das Ergebnis der kleinsten Gemeinde des Burgenlands, Tschanigraben im Bezirk Güssing: Hier ging Hundstorfer als klarer Sieger hervor. Bei einer Wahlbeteiligung von 46 Prozent erreichte der SPÖ-Kandidat als Einziger mit elf Stimmen (55 Prozent) ein zweistelliges Votum. Hofer kam auf sechs Stimmen (30 Prozent).

Und auch in der Kärntner Kleingemeinde Zell-Pfarre trug der SPÖ-Kandidat einen Sieg davon: Er lag mit 31,4 Prozent vor Van der Bellen, der es auf 25,6 Prozent brachte. Hofer erreichte hier nur 13,3 Prozent und blieb damit auch hinter Griss (14,2). Khol erreichte 12, Lugner 3,6 Prozent.

Vorarlberg: Knappes Rennen hinter FPÖ-Kandidat
Auch in Vorarlberg entschied Hofer den ersten Wahlgang für sich. Er lag mit 39.864 Stimmen (31,3 Prozent) klar vor Van der Bellen, der mit 35.277 Stimmen (27,7 Prozent) Griss (30.257 Stimmen, 23,8 Prozent) auf den dritten Platz verdrängte. Khol und Hundstorfer erlebten ein Debakel.

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