Karte des Grauens
So viele Hinrichtungen wie seit 1990 nicht mehr
Die Zahl der weltweiten Hinrichtungen hat im Vorjahr mit mindestens 1634 einen neuen Höchstwert erreicht. Das geht aus dem jährlichen Bericht von Amnesty International hervor, der seit Mittwoch vorliegt. In keinem der vergangenen 25 Jahre wurden demnach mehr Todesurteile vollstreckt. Die Menschenrechtsorganisation geht aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl noch weit höher liegt. Zum Stichdatum 31. Dezember 2015 waren laut Amnesty weltweit mindestens 20.292 zum Tode Verurteilte in Haft.
"Verstörend und besorgniserregend" nennt Heinz Patzelt, der Generalsekretär von Amnesty Österreich, diese Entwicklung. "Den Hauptanteil an diesem dramatischen Anstieg machen Hinrichtungen im Iran, in Pakistan und Saudi-Arabien aus", so Patzelt. "Dort werden viele Menschen nach oftmals unfairen Prozessen als politisches Unterdrückungsmittel zum Tode verurteilt."
Iran exekutiert sogar Minderjährige
Der Iran hat im Vorjahr laut Amnesty mindestens 977 Menschen hinrichten lassen - die meisten wegen Drogendelikten - und ist derzeit das einzige Land, das auch Minderjährige hinrichten lässt. Pakistan ließ mehr als 320 Todesurteile vollstrecken - die höchste Zahl, die Amnesty jemals für das Land dokumentiert hat. In Saudi-Arabien wurden im Vorjahr zumindest 158 Menschen hingerichtet, in den meisten Fällen durch Enthauptungen.
Für China gibt es wie auch in den Jahren zuvor keine konkreten Zahlen, da Hinrichtungen dort als Staatsgeheimnis gelten. Amnesty befürchtet, dass im vergangenen Jahr in China erneut Tausende Menschen hingerichtet wurden. In den USA wurden 28 Menschen hingerichtet, die niedrigste Zahl seit 1991.
102 Staaten verzichten mittlerweile auf Todesstrafe
"Neben dem dramatischen Anstieg der weltweiten Hinrichtungszahlen gibt es auch eine sehr positive Entwicklung", sagt Patzelt: "Mit Fidschi, Madagaskar, der Demokratischen Republik Kongo und Surinam haben vier weitere Staaten die Todesstrafe abgeschafft. Weltweit haben nun 102 Staaten diese menschenverachtende Strafe aus ihren Gesetzbüchern gestrichen."
Diese Staaten haben laut Amnesty die Todesstrafe vollständig abgeschafft, 32 weitere in der Praxis, aber nicht im Gesetz. Sechs Staaten sehen sie nur noch für außergewöhnliche Straftaten wie etwa Kriegsverbrechen oder Vergehen nach Militärrecht vor. Obwohl noch 58 Staaten weiter an der Todesstrafe festhalten, ist der Trend zu ihrer Abschaffung für Amnesty nicht mehr umzukehren.
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