Kannibalismus im All

Riesengalaxie verschlang ganze kleinere Galaxie

Wissenschaft
25.06.2015 15:06
Mit dem Very Large Telescope (VLT) in Chile haben Astronomen einen Fall von kosmischem Kannibalismus nachgewiesen: Die Riesengalaxie M87 im Sternbild Jungfrau hat sich in den vergangenen Milliarden Jahren eine kleinere Galaxie komplett einverleibt. Dieser Vorgang ist im Universum zwar nicht sehr selten, aber nicht leicht nachzuweisen, wie die Europäische Südsternwarte ESO am Donnerstag berichtete.

Messier 87 (M87) ist eine gigantische ellipsenförmige Galaxie im Sternbild Jungfrau, die mehr als fünfmal so viel Masse besitzt wie unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße. Die Riesengalaxie ist rund 50 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Wissenschaft geht davon aus, dass Galaxien zu solcher Größe heranwachsen, indem sie kleinere Galaxien schlucken.

Das Bild zeigt den großen Halo um M87. Die roten und blauen Punkte kennzeichnen die Positionen planetarischer Nebel in der Galaxie, deren Bewegungen verraten haben, dass es vor nicht allzu langer Zeit zu einem Zusammenstoß mit einer kleineren Galaxie gekommen sein muss, die nun vollständig mit Messier 87 verschmolzen ist. Bezogen auf die Galaxie bewegen sich die rot markierten Ppanetarischen Nebel von uns weg und die blauen auf uns zu.

Die elliptische Galaxie Messier 87 hat in der letzten Milliarde Jahre eine ganze Galaxie mittlerer Größe verschlungen – das ergaben neue Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der ESO. Zum ersten Mal gelang es einem Astronomenteam vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, die Bewegung von 300 leuchtenden Planetarischen Nebel zu verfolgen, um klare Hinweise auf dieses Ereignis zu finden.

Der Nachweis eines solchen Ereignisses ist allerdings schwierig. "Genauso wie sich Wasser, das aus einem Glas in einen Teich gegossen wird, schnell mit dem Teichwasser mischt, mischen sich die Sterne der Galaxie, die verschlungen wird, mit den ihnen sehr ähnlichen Sternen der größeren Galaxie, ohne auch nur irgendeine Spur zu hinterlassen", erläuterte die ESO in einer Mitteilung. Die Forscher um Alessia Longobardi vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik stellten ihre forensische Analyse im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics Letters" vom Donnerstag vor.

Gashüllen alternder Sterne analysiert
Die Forscher konzentrierten sich bei der Beobachtung mit dem VLT auf die Gashüllen alternder Sterne in der fernen Riesengalaxie. Diese Hüllen, sogenannte planetarische Nebel, leuchten hell in einem bestimmten Grünton und lassen sich so gut von den Milliarden anderen Sternen unterscheiden. Die Analyse der Eigenbewegung von 300 dieser alternden Sterne enthüllte Gruppen zusammengehöriger Sterne und damit Hinweise auf die Verschmelzung der Galaxien - ähnlich wie sich Schmutzteilchen, die mit einem Glas Wasser in einen Teich geschüttet werden, als Wolke im Teich verteilen.

"Wir sind Zeugen eines einzelnen, noch gar nicht so lange zurückliegenden Verschmelzungsereignisses, bei dem eine Galaxie mittlerer Größe durch das Zentrum von Messier 87 gerauscht ist", erläuterte Koautor Ortwin Gerhard vom Garchinger Max-Planck-Institut:. Die Sterne dieser Galaxie hätten sich dabei über eine Region verteilt, die 100-mal größer sei als die ursprüngliche Galaxie. Die Analyse zeigt nach den Worten von Longobardi außerdem, dass selbst Riesengalaxien wie M87 noch nicht ausgewachsen sind.

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