Schräge Vorgänge

Texaner fürchten Invasion durch eigene Regierung

Ausland
05.05.2015 15:36
Man muss wohl Verschwörungstheoretiker oder Vollblut-Texaner sein, um die derzeitigen Vorgänge im Süden der USA zu verstehen: Weil sich im Internet Gerüchte verbreiteten, eine Truppenübung in Texas sei in Wahrheit der Versuch der US-Regierung, im Bundesstaat einzumarschieren, hat Gouverneur Greg Abbott sicherheitshalber texanische Streitkräfte zur Überwachung abgestellt. Und das US-Verteidigungsministerium musste offiziell klarstellen: Es ist keine Invasion geplant.

"Don't mess with Texas" - "Leg dich nicht mit Texas an", lautet einer der Wahlsprüche des Bundesstaats. Das gilt auch für die eigene Regierung, berichtet CNN. Ausgangspunkt sind wirre Verschwörungstheorien im Internet, dass es sich bei einer Übung von Spezialeinheiten des US-Militärs, den United States Special Forces, in Wahrheit um den Versuch der Übernahme von Teilen des Südwestens Texas handle.

Grund für den schrägen Verdacht ist offenbar eine Karte des Militärs, auf der Bereiche des Bundesstaats als "feindliches Territorium" rot markiert sind - zu Übungszwecken, versteht sich. Schließlich trainieren die Spezialeinheiten ein Szenario, das den Kampf in feindlichen Nationen und die Zusammenarbeit mit Freiheitskämpfern im Untergrund simuliert.

Texaner sehen Freiheit ständig bedroht
Viele Texaner sehen aber offenbar sich selbst in der Schusslinie. Die Einwohner des Bundesstaats sind berüchtigt für ihre ganz besondere Freiheitsliebe. So sind zahlreiche texanische Waffennarren, die für noch liberalere Gesetze eintreten, etwa selbst der ultrakonservativen Schusswaffenlobby NRA zu "schräg". Auch ist Texas regelmäßig an der Spitze jener Bundesstaaten, die sich mithilfe bizarrer Petitionen von den USA abspalten wollen. Ihre Freiheit sehen sie durch alle möglichen Gesetze beschnitten, vom Waffenstreit bis hin zu Präsident Barack Obamas Krankenversicherung.

Statt jedoch die neuesten Verschwörungstheorien zu ignorieren und zu beruhigen, hat der republikanische Gouverneur Greg Abbott die unter seiner Kontrolle stehende texanische Staatsgarde zur Überwachung der Special Forces abkommandiert. Begründung Abbotts an den Kommandanten der Garde: "Es ist wichtig, dass die Texaner wissen, dass ihre Sicherheit, verfassungsmäßigen Rechte, Privateigentumsrechte und Bürgerrechte nicht verletzt werden." Die texanischen Truppen sollen die achtwöchige Übung, die im Juli startet, daher "beobachten" und Abbott Bericht erstatten.

Pentagon: "Wir übernehmen überhaupt nichts"
Das US-Militär zeigte sich angesichts der Überwachung entspannt: Man begrüße die Hilfe bei der Koordination der Truppenübung durch die Staatsgarde, hieß es gegenüber CNN, auch wenn die Gerüchte keine Basis hätten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Ted Cruz witterte dennoch eine Chance auf Publicity und erklärte, er habe beim Verteidigungsministerium nachgefragt und ihm sei versichert worden, dass es keinen Grund zur Sorge gebe. Er verstehe die Vorbehalte der Texaner gegenüber der US-Regierung aber.

Schließlich sah sich das Verteidigungsministerium genötigt, offiziell zu verkünden, dass es sich um eine "lange geplante und koordinierte" Übung handle. "Wir übernehmen überhaupt nichts", so Pentagon-Sprecher Colonel Steve Warren. Verschwörungsseiten im Netz hält das freilich nicht davon ab, weiter ihre wirren Gerüchte zu verbreiten. Ruhe wird wohl erst einkehren, wenn die gut 12.000 Soldaten im September wieder abziehen.

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