Nemzow-Mord

“Anti-Maidan”-Bewegung sieht USA als Drahtzieher

Ausland
05.03.2015 17:47
Sechs Tage nach dem Mord am russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow haben die Ermittler laut russischen Medien bereits zahlreiche Zeugenhinweise ausgewertet. Es soll bereits ein Phantombild des mutmaßlichen Täters existieren. Das Bild wurde nach Angaben von Ganna Durizka, der 23-jährigen Freundin Nemzows, angefertigt. Unterdessen haben Kreml-treue Aktivisten "amerikanische Kuratoren" als Drahtzieher hinter dem Mord genannt. Die kürzlich gegründete "Anti-Maidan"-Bewegung will einen angeblich drohenden Machtwechsel in Russland nach ukrainischem Vorbild verhindern.

Mit Senator Dmitri Sablin und dem Putin-Vertrauten Aleksandr Saldostanow gehören ihr auch politische Schwergewichte an. "Für mich ist es offensichtlich, dass Boris Nemzows amerikanische Kuratoren die Auftraggeber seiner Ermordung sind", sagte der neostalinistische Autor Nikolaj Starikow am Donnerstag in Moskau. Diese "Kuratoren" würden immer nach dem gleichen Schema arbeiten, erklärte Starikow: Sobald ein Revolutionär an Effektivität verliere und seine revolutionäre Tätigkeit weniger Dividenden einbringe als sein Tod, dann würden sie ihn töten.

"Nemzow ist das erste Opfer des Maidan in Russland"
Politische Morde, so erklärte Starikow, fungierten als Methode zur Herbeiführung von Staatsstreichen, und deshalb sei die Ermordung des Oppositionspolitikers auch ein Versuch, "Technologien des Maidan" nach Russland zu übertragen. Der Autor bezeichnete Nemzow als das "erste Opfer des Maidan in Russland".

Starikow, der hauptberuflich als Manager im russischen Staatsfernsehen tätig ist, gilt als Chefideologe der im Februar gegründeten russischen "Anti-Maidan"-Bewegung. Nach Großdemonstrationen am 21. Februar, in denen die Kritik des Machtwechsels in der Ukraine im Vordergrund stand, meldete sich die Organisation am Donnerstag in einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Moskau nun auch zum Fall Nemzow zu Wort.

"Kein nationalistisches Motiv, Arbeit von Geheimdiensten"
"Nemzow hat niemanden gestört, am allerwenigsten den Kreml", sagte der prominente Biker und "Anti-Maidan"-Aktivist Saldostanow, der unter seinem Biker-Namen "Chirurg" bekannt ist. Saldostanow, der als Vertrauter von Präsident Wladimir Putin gilt, schloss aus, dass nationalistische Anhänger seiner Bewegung hinter dem Politikermord stehen könnten. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei verschwindend klein, betonte er: "Das haben Spezialisten gemacht, nicht Nationalisten. Das ist eine Arbeit von Geheimdiensten", sagte Saldostanow, der sich selbst in Opposition zu einer "geheimen Weltregierung" sieht.

Weitere Vertreter des russischen "Anti-Maidan" blieben in ihren Wortmeldungen nahezu auf der offiziellen Linie des Kreml. Sie sprechen von Mord als Provokation und davon, dass Nemzow als "heiliges Opfer" für die russische Opposition fungiere.

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