Endlich in Freiheit

Amerikaner saß 39 Jahre unschuldig hinter Gittern

Ausland
22.11.2014 07:52
Nach 39 Jahren hinter Gittern hat ein zum Tode verurteilter Schwarzer im US-Bundesstaat Ohio am Freitag als freier Mann das Gefängnis verlassen. Ricky Jacksons Verurteilung hatte auf der erlogenen Aussage eines Zwölfjährigen beruht. Wenige Stunden später verlies auch sein vermeintlicher "Komplize", der heute 60-jährige Wiley Bridgeman, als freier Mann das Gericht.

Der heute 57-jährige Jackson war 1975 zum Tode verurteilt worden, weil er mit zwei Komplizen, Wiley und Ronnie Bridgeman (kleines Bild), in einem Lebensmittelgeschäft einen Weißen erschossen und eine Frau schwer verletzt haben soll. Jackson war damals 18 Jahre alt.

Jacksons Verurteilung beruhte auf Aussagen eines Zwölfjährigen, der die vermeintlichen Täter identifizierte. Erst als Erwachsener vertraute er zunächst einem Priester an, dass er gar kein Zeuge des Verbrechens war. Später widerrief er seine Aussage auch vor Gericht. Tatsächlich saß er zur Tatzeit in einem Schulbus mehrere Blocks vom Ort des Geschehens entfernt.

Hatte immer sein Unschuld beteuert
Ricky Jackson, der stets seine Unschuld beteuert hatte und dessen Todesurteil 1978 wegen Verfahrensfehlern in lebenslange Haft umgewandelt worden war, verließ Freitag früh das Gefängnis in Cleveland, wie die Behörden mitteilten. Nach fast 15.000 Nächten in der Zelle hatte er keinen Cent in der Tasche und auch keine Winterkleidung. Das Ohio Innocence Project will ihn unterstützen, bis der Staat ihn möglicherweise entschädigt.

Jackson gab sich trotz der schlimmen Ungerechtigkeit, die ihm widerfuhr, versöhnlich. Der damalige falsche Zeuge sei von der Polizei zu seiner Falschaussage gedrängt worden, sagte er vor Reportern. "Ich wünsche ihm alles Gute, ich hasse ihn nicht."

Auch angeblicher Mittäter wurde enthaftet
Wenig Stunden nach Jacksons Entlassung wurde auch dessen damaliger Freund und angeblicher "Komplize", der heute 60-jährige Wiley Bridgeman, aus der Haft entlassen. Er wurde vor dem Gerichtsgebäude in Cleveland bereits von seinem Bruder Ronnie erwartet, der ebenfalls für den vermeintlichen Mord verurteilt worden war und bis 2003 hinter Gittern saß.

Vor dem Gericht wartenden Reportern sagte Wiley Bridgeman, dass er keinen Hass gegen den falschen Zeugen fühle: "Ich bin nicht mehr verbittert oder wütend. Das war ich zu lange."

Bereits 149. unschuldiger Todeskandidat seit 1973
Nach Angaben des Informationszentrums für die Todesstrafe war Jackson seit 1973 bereits der 149. Todeskandidat, der für unschuldig erklärt wurde, und der fünfte in diesem Jahr.

Noch nie sei jemand in den USA so lange unschuldig im Gefängnis gewesen, sagte Jacksons Anwalt Mark Godesey auf der Facebook-Seite seines Vereins Ohio Innocence Project.

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