Geschenke der USA
Hunderttausende Waffen in Afghanistan verschwunden
Fast 750.000 Waffen im Wert von 626 Millionen Dollar haben die USA seit 2004 an die afghanischen Sicherheitskräfte verschenkt, schließlich will sich das Land endlich aus dem schier endlosen Krieg zurückziehen und die Verantwortung an die inländischen Streitkräfte übergeben.
Doch der Schuss ist offensichtlich nach hinten losgegangen, wie ein aktueller Bericht der US-Aufsichtsbehörde Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR), die den Wiederaufbau Afghanistans überwacht, beweist. "US- und Koalitionswaffen sind dem Risiko von Diebstahl, Verlust oder Missbrauch ausgesetzt", heißt es im Bericht.
Zu viele Waffen, zu wenig Dokumentation
Die Probleme sind demnach mannigfaltig. So seien generell viel zu viele Waffen nach Afghanistan geliefert worden, zum Beispiel 83.000 nicht benötigte AK-47-Sturmgewehre. Dazu kommt, dass es keine ordentlichen Bestandsaufnahmen der Waffenlieferungen gegeben habe. Zwar gibt es zwei US-Datenbanken, doch die seien nicht miteinander verbunden - dementsprechend seien Zehntausende Waffen doppelt vermerkt oder mit mangelhaften Informationen versehen.
Noch schlimmer werde es mit der Nachvollziehbarkeit, welche und wie viele Waffen geliefert wurden, wenn man die Spur zu den afghanischen Truppen weiterverfolge, wird im Bericht dargelegt. Bei einer Polizeigarnisson zum Beispiel seien überhaupt nur handschriftliche Listen der Seriennummern der Waffen geführt worden, und das auch nur teilweise. Und aus dem zentralen Waffendepot der afghanischen Armee sei über ein Zehntel der Bestände spurlos verschwunden.
Immer wieder Probleme mit US-Waffengeschenken
Es ist nicht das erste Mal, dass die Waffengeschenke der USA in die Kritik kommen. Schon 2009 stellte der US-Rechnungshof fest, dass die Seriennummern von 46.000 nach Afghanistan geschickten Waffen nicht aufgeschrieben worden waren. Die Waffen wurden damit praktisch unverfolgbar.
Die neuen Erkenntnisse heizen die Debatte nun erneut an. Denn die Erklärung des Pentagons, die afghanische Regierung sei für die Sicherheit der gelieferten Waffen verantwortlich, genügt in den USA vielen nicht. SIGAR-Leiter John Sopoko erklärte: "Wir sind sehr beunruhigt, dass Waffen, für die US-Steuerzahler gezahlt haben, in den Händen von Aufständischen enden und benützt werden könnten, um amerikanische und afghanische Truppen und Zivilisten zu töten."
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