Vor Referendum

Ukraine: Mehrere Tote bei Kämpfen in Mariupol

Ausland
10.05.2014 08:21
Unmittelbar vor dem umstrittenen Separatisten-Referendum im Osten der Ukraine stürzen neue Kämpfe das Land tiefer in die Krise. Bei Schusswechseln in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol zwischen ukrainischen Streitkräften und prorussischen Separatisten sind am Freitag laut den Behörden mindestes sieben Menschen getötet worden. Ursprünglich waren mindestens 20 Tote gemeldet worden. Auch aus Donezk gab es Berichte über ein Gefecht, bei dem mehrere Menschen verletzt worden seien.

Medienberichten zufolge nahmen Separatisten dort zudem mehrere Mitarbeiter des Roten Kreuzes fest (siehe auch Infobox). Die Männer wurden in das Hauptquartier der "Republik Donezk" im Rathaus gebracht. Alle Frauen, die zum Zeitpunkt des Überfalls im Rotkreuz-Büro waren, wurden freigelassen. Am Abend wurden auch Schießereien aus Slawjansk gemeldet.

Gespräche abgelehnt, Kampf gegen Separatisten fortgesetzt
Allen Mäßigungsappellen zum Trotz ordnete die Regierung in Kiew indes an, dass ihre Soldaten die Separatisten weiter bekämpfen sollen. Übergangspräsident Alexander Turtschinow und Ministerpräsident Arseni Jazenjuk lehnten eine Beteiligung der Separatisten an Gesprächen etwa an einem Runden Tisch erneut ab.

Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax hatten ukrainische Einheiten am Freitag versucht, ein von Separatisten besetztes Verwaltungsgebäude in Mariupol einzunehmen. Aufseiten der Regierungstruppen seien ein Polizist getötet und fünf weitere verletzt worden, sagte Innenministerminister Arsen Awakow. Vier Militante wurden demnach festgenommen. Nach Awakows Worten habe eine Gruppe von 60 "Terroristen" eine Polizeistation im Zentrum der Hafenstadt angegriffen.

Teile der Stadt in Rauch gehüllt
Örtliche Medien berichteten am Freitag von Schüssen im Zentrum der Großstadt mit mehr als 450.000 Einwohnern nahe der Grenze zu Russland. Mehrere gepanzerte Fahrzeuge der ukrainischen Armee seien aufgefahren, hieß es. Barrikaden aus Reifen brannten. Das Stadtzentrum sei für den Verkehr gesperrt. Ein Führungsmitglied der moskautreuen "Selbstverteidigungskräfte" sagte, zusätzlich zu den Toten seien mehrere Aktivisten verletzt worden.

In den frühen Abendstunden gelang es den Separatisten, ein gepanzertes Fahrzeug der ukrainischen Armee zu kapern. Auf Bildern waren jubelnde und russische Fahnen schwenkende Aktivisten zu sehen. Aus dem Fahrzeug konnten die prorussischen Demonstranten laut Medienberichten auch Munition erbeuten.

Putin provoziert am "Tag des Sieges" auf der Krim
Die ukrainische Führung hatte vor Provokationen anlässlich des Feiertags gewarnt. Ganz klar als solche wurde von Kiew der Besuch des russischen Präsidenten auf der Halbinsel Krim gedeutet. Wladimir Putin begab sich nach der Militärparade in Moskau anlässlich des "Tages des Sieges" das erste Mal seit der Annexion durch Russland im März auf die Schwarzmeer-Halbinsel (siehe auch Infobox).

Unterdessen steuert die Ostukraine womöglich einem weiteren Höhepunkt der Krise entgegen. An diesem Sonntag wollen die Separatisten per Referendum über eine Abspaltung von dem Land entscheiden. Die Volksabstimmung ist sowohl in Kiew als auch im Westen äußerst umstritten und wird als illegitim bezeichnet. Zuletzt hatte auch Putin eingesehen, dass das Referendum zu diesem Zeitpunkt noch mehr Öl ins Feuer gießen würde.

Separatisten-Referendum wird kaum zu verhindern sein
Die örtlichen Behörden haben jedoch am Freitag ihre Machtlosigkeit eingeräumt. Es gebe nicht genügend Einsatzkräfte, um das Referendum der moskautreuen Kräfte zu verhindern, teilte das Bürgermeisteramt der Großstadt Donezk am Freitag mit. Aus Sicherheitsgründen solle nicht versucht werden, die Separatisten von der Einrichtung von "Wahlbüros" etwa in Schulen abzuhalten. Die offiziellen Vertreter des russisch geprägten Gebiets lehnen das Referendum als illegal ab. Allerdings sympathisieren auch Polizisten mit den prorussischen Aktivisten.

Im Osten der Ukraine halten prorussische Kräfte die Verwaltungen mehrerer Städte seit Wochen besetzt. Die ukrainische Armee hat eine Militäraktion gegen die Separatisten gestartet. Bei Kämpfen zwischen prorussischen Milizen und ukrainischen Sicherheitskräften wurden in den vergangenen Tagen fast 90 Menschen getötet.

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