Der junge polnische Countertenor Jakub Józef Orliński ist in der laufenden Saison Porträtkünstler im Wiener Konzerthaus. Mit seinem Programm „Beyond“ lud er mit dem Ensemble Il Pomo d‘Oro am Montag zu einer dramaturgisch feinen Reise durch das Frühbarock.
Die treulose Poppea, die schöne Amaryllis und die grausame Phyllis – sie alle waren einst Auslöser von süß-schmerzvollem Herzeleid, das Claudio Monteverdi und seine Zeitgenpossen in verzehrende und furiose Musik gegossen haben.
Jakub Józef Orliński, der diesjährige Porträtkünstler im Wiener Konzerthaus, lud im zweiten Teil seines Schwerpunktes am Montag zu einer musikalischen Reise ins Frühbarock. Statt die Großteils unbekannten Arien, Rezitative und Instrumentalstücke einfach nur klug aneinander zu reihen, verwob der polnische Countertenor die Stücke mit dem feinen Originalklangensemble Il Pomo d‘Oro zu einem feinen dramaturgischen Bogen.
Der Saal abgedunkelt, dezente Kostüme, effektvoll eingesetztes Licht, dazu die eine oder andere dramatische Geste: Orlinski versteht es, die Aufmerksamkeit geschickt zu lenken und vor allem nicht abreißen zu lassen. Dass er Freude daran hat, aus den einzelnen Stücken eine kurzweilige und atmosphärisch dichte Geschichte der Liebe zu schmieden, sieht und hört man. Wenn er barfuß durch den Saal eilt und im Parkett zu singen beginnt; wenn er die musikalische Zeit anhält, um die feinen Reibflächen und barocken Verzierungen auszukosten; wenn er als alte Frau oder als junger Cupido von der Liebe singt.
Dass er plötzlich auch zu tanzen beginnt und über die Bühne springt und wirbelt, ist dabei so nahtlos wie selbstverständlich, als würde er einfach für ein Stück die Sprache wechseln – von der Stimme in den ganzen Körper.
Glasklare Verzierungen
Das zehnköpfige Originalklangensemble Pomo d‘Oro musiziert dazu in schwungvollem Selbstverständnis. Die Instrumentalstücke zwischen den Arien schwingen, spannen ihre feinen Reibeflächen kunstvoll aus – im besten Sinne musikantisch. Jakub Józef Orlińskis glasklarer und doch weich timbrierter Countertenor ist bei den Arien von Giovanni Cesare Netti, Francesco Cavalli oder Girolomo Frescobaldi in jeder Lage mühelos, seine Verzierungen fließend. Es mag Stimmen geben, die ausdrucksstärker sind, bei Orlinski stimmt das Gesamtpaket.
Hier begeistert ein vielfältig talentierter junger Mann mit Spielfreude und Lust am Musizieren in ganz Europa ein junges Publikum für unbekannte Werke aus dem 17. Jahrhundert. Das Publikum im Großen Saal bezog er im Finale sogar mit ein – als Echo-Chor seiner Koloraturen. Freude am Musizieren kann ansteckend sein.

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