Bereits tot geglaubt

Mexiko: Anführer der “Tempelritter” erschossen

Ausland
10.03.2014 10:27
Er war bereits zuvor tot geglaubt, doch erst jetzt soll ein Anführer des mexikanischen Drogenkartells "Caballeros Templarios" (Tempelritter) Medienberichten zufolge im Westen des Landes getötet worden sein. Marineinfanteristen hätten Nazario Moreno Gonzalez alias "El Chayo" im Bundesstaat Michoacan erschossen, berichteten mehrere lokale Medien am Sonntag. In der Region mischen die Kartelle kräftig im milliardenschweren Geschäft mit Rohstoffen mit.

Die Behörden bestätigten zunächst lediglich ein Gefecht in der Region, äußerten sich aber nicht zur Identität des Toten. Die Regierung des damaligen mexikanischen Präsidenten Felipe Calderon hatte Moreno bereits Ende 2010 nach einer heftigen Schießerei zwischen Sicherheitskräften und Kartellmitgliedern für tot erklärt. Allerdings wurde seine Leiche nie gefunden. Moreno ist einer der Gründer des Verbrechersyndikats "La Familia Michoacana", aus der die Tempelritter hervorgingen.

Zuletzt hatte das Drogenkartell die Kontrolle über zahlreiche Minen im Bundesstaat Michoacan übernommen. Bei mehreren Razzien in den Terminals von Lazaro Cardenas beschlagnahmten Sicherheitskräfte vor wenigen Tagen dann 119.000 Tonnen Eisenerz zweifelhafter Herkunft im Gesamtwert von rund 15 Millionen US-Dollar.

Kartelle mischen kräftig im Rohstoffgeschäft mit
Lazaro Cardenas ist eine Hauptschlagader der mexikanischen Wirtschaft. Nirgendwo sonst im Land werden so viele Rohstoffe umgeschlagen wie in dem Hafen an der Pazifikküste westlich von Mexiko-Stadt. Und wo in Mexiko richtig Geld verdient wird, sind die Drogenkartelle meistens nicht weit.

Meist fordern die Bandenmitglieder von den Betreibern eine Gebühr. "Wir haben Hinweise darauf, dass das organisierte Verbrechen zwischen vier und sieben Dollar pro Tonne kassiert", sagte der Sonderbeauftragte für die öffentliche Sicherheit in Michoacan, Alfredo Castillo, nach den Razzien. Teilweise müssen die Eigentümer der Bergwerke ihre Grundstücke sogar ganz an Verbrechersyndikate abgeben. Im vergangenen Jahr hat Mexikos Bergbausektor durch die illegalen Geschäfte schätzungsweise rund eine Milliarde US-Dollar verloren.

Organisiertes Verbrechen auf Diversifikationskurs
Der Fall in Lazaro Cardenas zeigt, wie tief das organisierte Verbrechen in Mexiko bereits in die reguläre Wirtschaft eingedrungen ist. In den vergangenen Jahren haben die Kartelle ihr Geschäft kontinuierlich diversifiziert. Zwar erwirtschaften sie mit dem Drogenhandel noch immer Umsätze in Milliardenhöhe, doch längst gehören auch Schutzgelderpressung, Produktpiraterie und Rohstoffhandel zum Tätigkeitsfeld der kriminellen Organisationen. Ihre Gewinne investieren sie häufig in legale Branchen.

Man müsse die Kartelle als Unternehmen sehen, um sie wirklich zu verstehen, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Rodrigo Canales von der renommierten US-Universität Yale. Wie internationale Großkonzerne sind sie ständig auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern und Märkten, sie investieren in Innovation sowie Personalentwicklung und betreiben professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Banden wie "Los Zetas" würden ein regelrechtes Franchise-System nutzen.

Drogenkartelle ähneln immer mehr Amazon und Co.
Im Grunde seien die mexikanischen Kartelle kriminelle Logistikunternehmen, heißt es in einem Artikel der US-Fachzeitschrift "Foreign Policy". Es gehe demnach weniger um das einzelne Produkt als vielmehr um die Kontrolle der Transportwege. Darin ähnelten die Kartelle Amazon, das als Online-Buchhandel anfing und mittlerweile über sein weltumspannendes Netz alle möglichen Produkte vertreibt. Mexikos Drogenkartelle seien gewissermaßen die Mafia 2.0.

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