Nach großer Aufregung samt Rücktritt des bisherigen Wirtschaftskammer- und ÖVP-Wirtschaftsbund-Präsidenten Harald Mahrer wird die Erhöhung der Entschädigungen für Spitzenfunktionäre vorübergehend ausgesetzt. Während NEOS und Grüne den Vorgang begrüßen, gibt sich die FPÖ damit nicht zufrieden und fährt abermals scharfe Geschütze auf – vor allem gegen die Volkspartei ...
„Alle Landeskammern werden den gleichen Schritt setzen“, teilte die WKO am Dienstag mit. Den 693 eigenständigen Fachorganisationen „wird dringend empfohlen, dieser Vorgehensweise zu folgen“. Die geschäftsführende Vizepräsidentin sowie designierte Mahrer-Übergangsnachfolgerin Martha Schultz habe diesen Schritt gemeinsam mit den Landeskammern gesetzt.
„Nicht ablenken“
Der Sprecher der UNOS, das sind die NEOS in der Wirtschaftskammer, Michael Bernhard, begrüßte die Aussetzung. „Dieser Stopp muss aber erst der Anfang sein und darf nicht von den wirklich notwendigen Strukturreformen ablenken.“
NEOS fordern weitere Rücknahme
Auch die Löhne und Gehälter der Wirtschaftskammermitarbeitenden dürften nur um 2,1 und nicht nachträglich im Juli 2026 um 4,2 Prozent steigen. Ebenso dieser Punkt war einer, über den Mahrer gestolpert war, nicht zuletzt wegen der Kommunikation dazu. „Die Reduktion von 4,2 Prozent auf 2,1 Prozent muss natürlich für das ganze Jahr 2026 gelten, nicht nur bis Juni“, so NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos.
Es war alternativlos, dass die neue Führung die absurden Erhöhungen zurücknimmt.

NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos
Bild: APA/ROLAND SCHLAGER
Grafik: So sieht die aktuelle KV-Erhöhung für 2026 aus
Grüne für „tiefgreifendere“ Reformen
„Die Aussetzung der Entschädigungserhöhungen ist ein wichtiges Signal“, betonte wiederum die Chefin der Grünen Wirtschaft, Sabine Jungwirth. Ohne tiefgreifende Strukturreformen bleibe es jedoch nur ein symbolischer Schritt. „Die Wirtschaftskammer muss jetzt konsequent an einer Kammerreform arbeiten.“ Dann könne auch wieder Vertrauen in der Unternehmerschaft hergestellt werden.
Die Wirtschaftskammer muss jetzt konsequent an einer Kammerreform arbeiten.

Sabine Jungwirth, Chefin der Grünen Wirtschaft
Bild: APA/ERWIN SCHERIAU
FPÖ: „Für wie blöd hält die ÖVP die Menschen?“
Scharfe Kritik kommt hingegen von der FPÖ. „Das ist das nächste durchschaubare Manöver, um die empörten Unternehmer zu besänftigen. Ähnliches hat Mahrer ja bereits mit dem Rechentrick der angeblichen Halbierung probiert. Für wie blöd hält die ÖVP die Menschen?“, erklärte deren Generalsekretär Michael Schnedlitz. Er ortet einen „Taschenspielertrick.“
Aussetzen? Das ist der nächste Taschenspielertrick der ÖVP!

FPÖ-Generalsekretär Michale Schnedlitz
Bild: APA/HANS KLAUS TECHT
Roter SWV-Chef: „Nur ein erster Schritt“
Für den neuen Chef des SPÖ-Wirtschaftsverbandes SWV, Bernd Hinteregger, sei die Aussetzung der Entschädigungserhöhungen ein notwendiges Signal, „aber sie kann nur ein erster Schritt sein“. Er fordert „die größte und umfassendste WKO-Reform aller Zeiten“. Dazu gehören aus seiner Sicht eine Deckelung der Kammerumlagen und eine Modernisierung des Wahlrechts.
Reaktionen aus den Kammern in Oberösterreich und Kärnten
Als erste Landeskammern reagierten jene in Kärnten – wo es keine Erhöhungen für Spitzenfunktionäre wie den dortigen WK-Chef Jürgen Mandl (stabil 6.977 Euro) gab – und Oberösterreich. Wie Mandl begrüßte die dortige WK-Chefin Doris Hummer (geplant wären plus 41 Prozent auf 9853 Euro) die Entscheidung zum Aussetzen der Erhöhung. „Bundesweit“ sei nun der „richtige Kurs eingeschlagen“ worden. Alle Länderkammern hätten sich abgestimmt, so Hummer.

Mandl: „Nach der völlig entgleisten Kampagne gegen die Wirtschaftskammer in den vergangenen Tagen und Wochen werte ich dieses Aussetzen als wichtigen ersten Schritt, um die zweifelsohne angebrachte Reformdiskussion zu versachlichen und eine konstruktive Grundlage wiederherzustellen.“
Aussage der Tiroler WKO-Chefin sorgt für Unmut
Zuletzt hatte etwa die Tiroler WKO-Chefin Barbara Thaler ihr – nun ausgesetztes – Plus von 49 Prozent auf zwölf Mal 10.394 Euro brutto im Jahr verteidigt. Es handle sich um eine „kleine Entschädigung“ für jene Zeit, in der man sich intensiv um Anliegen der Betriebe kümmere und diese vertrete, nicht aber in der eigenen Firma helfen könne, sagte sie kürzlich sinngemäß und verwies auf den großen Einsatz in der Tätigkeit als WK-Präsidentin. Die Tiroler Blauen fordern vehement ihren Rücktritt.
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