Der Rücktritt von WKO-Präsident Harald Mahrer hat die Wirtschaftskammer in eine Imagekrise gestürzt. Während interimistisch nun Martha Schultz die Führung übernimmt und um Schadensbegrenzung bemüht ist, stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? KMU-Finanzinsider Gerald Zmuegg spricht im krone.tv-Studio über die Lage – und sieht inmitten des Chaos auch eine seltene Chance.
Gerald Zmuegg will den Blick bewusst nach vorne richten. Die turbulenten Tage und die interne Abrechnung rund um Mahrers Abgang hätten zwar massiven Schaden angerichtet, eröffnen aber laut Zmuegg ein wichtiges Zeitfenster: „Der Mittelstand braucht eine starke politische Verankerung – und die hat die Wirtschaftskammer zuletzt verabsäumt“, sagt er. Viele gesetzliche Rahmenbedingungen würden Betriebe mittlerweile „an die Existenzgrenze treiben“. Eine kraftvolle Interessenvertretung sei daher dringender denn je.
„Politisches Kleingeld auf Kosten der WKO“
Auf die Frage, ob Mahrers Abgang unausweichlich war, zeigt sich Zmuegg zurückhaltend, aber deutlich: „Mich überrascht sowohl der Grund als auch die Art und Weise. Es wurde viel politisches Kleingeld auf Kosten der Wirtschaftskammer getauscht.“ Er kritisiert, dass viele Stimmen, die sich nun laut äußerten, „zuerst vor der eigenen Tür kehren sollten“. Brisant ist zudem sein Hinweis, dass Mahrer sich zuletzt kritisch zu staatlichen Ausgaben und zur Regierungsarbeit geäußert habe – „offensichtlich hat das einigen nicht gefallen“.
„Politische Negativauslese“
Die ganze Diskussion und Empörung zeige ein „Sittenbild der politischen Qualifikation, die wir derzeit haben“, so Zmuegg weiter. Die politische Landschaft sei längst nicht homogen, sondern „eine Zwiebel mit vielen Schichten“. Über Jahrzehnte habe es eine „Negativauslese“ gegeben – ein Zustand, der sich jetzt deutlich zeige. Aus seiner Sicht braucht es einen glaubwürdigen Unternehmer, der die Anliegen der Wirtschaft verständlich und lautstark artikuliert, da die Politik aktuell „verstopfte Ohren“ für wirtschaftliche Interessen habe – sonst wäre die Situation nie so weit gekommen.
Starker Mittelstand notwendig
Für Zmuegg ist klar: Die Wirtschaftskammer müsse sich neu ausrichten – und zwar deutlich stärker am Mittelstand, dessen wirtschaftliches Fundament bröckelt. Dazu brauche es klare Positionen, politische Unabhängigkeit und die Bereitschaft, unbequeme Themen laut auszusprechen.
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