Jugend ohne Dialekt

„Wer hier leben will, muss die Sprache können“

Niederösterreich
14.11.2025 11:00

Ob der Wiener grantelt oder der Steirer „böllt“ – jedes Bundesland hat so seine Markenzeichen. Niederösterreich – oft im Schatten der Bundeshauptstadt – tat sich lange Zeit schwerer mit der Landesidentität. Eine Umfrage zeigt jetzt: Tradition, wie das regionale Sprachwerk, ist aber vielen Landesbürgern wichtig. 

Wer heute durch die Straßen geht, schnappt oft sehr viel „Schriftdeutsch“ auf, gerade von jungen Menschen. YouTube und andere soziale Medien beeinflussen, wie wir reden.  Dabei gehe es aber um viel mehr als nur um  „Tomate“ oder „Paradeiser“, sondern auch um das Zugehörigkeitsgefühl zum eigenen Wohnort. Das IFDD-Institut hat nun 1000 Niederösterreicher gefragt, was sie über die Identität des Bundeslandes denken. 

Lecker, gut oder guit?
93 Prozent der Befragten sagen dabei: „Unsere Dialekte sind ein wichtiger Teil unserer Identität.“ Sie geben jedem Bundesland einen eigenen „Klang“, und tragen auch eine Geschichte in sich. Speziell in Wien führt die lange Geschichte als Kultur-Metropole zu einer einzigartigen Mundart. Niederösterreich hinkt da aber nicht hinterher: „Wenn ich ans Weinviertel denke, dann denke ich an den besonderen Ui-Dialekt, wobei man im Waldviertel wieder ganz anders spricht“, merkt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Umfragen-Präsentation lächelnd an. 

 

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Als Kärnter hab ich früher gedacht, im Osten Österreichs hat man nicht so eine starke Identität. 

Christoph Haselmayer, IFDD-Geschäftsführer

Tracht trägt man
IFDD-Geschäftsführer Christoph Haselmayer, der die Umfrage zusammengestellt hat, wurde von den Ergebnissen auch überrascht: „Vielen jungen Befragten ist die Heimatverbundenheit sogar etwas wichtiger als der älteren Generationen.“ Je ländlicher, desto stärker ist das Gefühl. „Teilweise erscheint es so, als seien die Jungen viel konservativer, als wir es damals waren. Viele Junge tragen mit Stolz Tracht“, so die Landeshauptfrau.

Schriftdeutsch in Schulklassen oder Mundart?
Ein Zusammenhaltsgefühl ist wichtig für eine Gesellschaft in einer Zeit, in der große globale Probleme von außen auf einen wirken. Und Sprache verbindet, gerade beim Thema Integration. „Und wir müssen darauf bestehen: Wer bei uns zu Hause sein will, muss auch die Sprache können.“ Bei Schriftdeutsch allein gehe auch eine gewisse Kultur verloren – obwohl es in Schulklassen oft genutzt werde, um einander bei unterschiedlicher Herkunft besser zu verstehen. 

In der Nähe von Wien
In Wiener Neustadt sei vor Kurzem die 100. Kindergartengruppe eröffnet worden – sie weist einen Migrationsanteil von 90 Prozent auf. Mundart müsse gelebt werden, „aber wir müssen zuerst schauen, dass Kinder mit Migrationshintergrund schon früh gut Deutsch lernen“, sagt Mikl-Leitner.  Für das größte Flächenbundesland wird auch angemerkt: „Niederösterreich ist nicht gleich Niederösterreich“, sagt Matthias Zauner. Egal, ob Wald- oder Weinviertel, der „Wien-Schatten“ verschwindet laut Umfrage immer mehr. Verbindend zur Bundeshauptstadt bleibt aber der Besuch beim Heurigen. 

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