Romeo Kaltenbrunner

Mit Comedy dem Witz hinter der Wut auf der Spur

Kultur
04.10.2025 05:20

Der oberösterreichische Kabarettist Romeo Kaltenbrunner geht mit seinem neuen Programm „Heimweh“ auf Tour – Auftakt ist heute im Theater am Alsergrund. Ein Gespräch über Humor und Wut, das Charisma seiner Oma und die Sehnsucht nach Comedy mit Tiefgang.

„Krone“: In Ihrer Biografie steht, Sie haben im Callcenter, als Elektriker, im Einzelhandel, im Fitnessstudio, in der Gastro, als Innovationsmanager im Hochofen und im Marketing gearbeitet sowie das Studium Wirtschaftsrecht und Kommunikationsmanagement absolviert. Und jetzt stehen Sie erfolgreich als Kabarettist auf der Bühne. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt!
Romeo Kaltenbrunner: Danke, ich habe seit meinem 16. Lebensjahr immer nebenbei gearbeitet und nach der HTL-Zeit gemerkt, dass ich kein guter Techniker bin. (lacht) Ich habe Niederspannungs-Hauptverteiler für russische Anlagen konstruiert. Also mich wundert es eh, dass da noch nie etwas explodiert ist. Mit Kabarett habe ich kaum Berührung gehabt. Aber mir hat immer alles getaugt, was mich zum Lachen bringt, ein bisschen vom Alltag wegzieht. Und Dinge, die schwer sind, einfach leichter machen, und da war Humor immer eine gute Methode, wobei ich da viel von meiner Oma gelernt habe.

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Wenn du Humor hast, bist du automatisch charismatischer!

Romeo Kaltenbrunner

Was genau?
Meine Oma hat immer einen sehr guten Schmäh gehabt, auch in einer sehr harten Zeit als Frau am Land. Sie hatte ein uneheliches Kind, also ganz eine wilde Geschichte, und hat sich da irgendwie durchgekämpft. Sie hat aber so ein Charisma gehabt, und das habe ich mir recht bald von ihr abgeschaut und gesehen, dass sie das immer dann richtig einsetzt, wenn sie es braucht. Und das hat mich sehr beeindruckt. Ich glaube, wenn du Humor hast, bist du automatisch charismatischer.

Romeo Kaltenbrunner: „Ich bin ein Mühlviertler, red so wie ich red, und dass ich noch immer mit ...
Romeo Kaltenbrunner: „Ich bin ein Mühlviertler, red so wie ich red, und dass ich noch immer mit Rassismus konfrontiert bin, ja, das ist traurig, aber man muss halt immer schauen, wie wir das ändern können.“(Bild: Martin Jelici)


Also das humoristische Talent hat schon immer in Ihnen geschlummert?
Ich habe gerne Geschichten erzählt und immer gerne beobachtet. Ich glaube, das ist, was ich gut kann: Gleichzeitig reden, aber auch zuhören und generell beobachten, Sachen verknüpfen. Ich habe dann gemerkt, das kann man im Kabarett sehr gut.

Wie kam es nun dazu, dass Sie schließlich auf der Kabarettbühne gelandet sind?
Meine Mutter war alleinerziehend, meinen Vater hab ich nie kennengelernt, ich bin der Älteste gewesen und da gings auch schon darum, dass man a bissl a Geld heimbringt. Der Grund, warum ich so oft meine Berufe gewechselt habe, war, dass ich mich nirgends so richtig zurechtgefunden habe. Aber ich habe in all der Zeit viel Material für Geschichten angesammelt, wirklich viel gesehen und ausprobiert (lacht) Als ich dann vor acht Jahren von Linz nach Wien gezogen bin, meinen Master auf der Uni gemacht hab, hab ich den Willi Resetarits kennengelernt, der hat mich wahnsinnig inspiriert. Er hat damals, wie auch immer wieder viele meiner Freunde und deren Eltern gesagt, ich soll auf die Bühne. Aber ich hab das ignoriert, weil etwas Künstlerisches für mich damals kein echter Beruf war, sondern nur etwas für Kinder, wo die Eltern Geld haben. Als er dann gestorben ist, hat das in mir was ausgelöst: Ich habe gemerkt, das kann nicht alles gewesen sein in meinem Leben und habe dann richtig zum Schreiben angefangen, meine ersten Gehversuche in Richtung Stand-Up-Comedy 2019 bei Open Mics gemacht. Dann zwei, drei Auftritte gehabt, alles ist gut gerannt und dann ist Corona gekommen …

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Satire wird heutzutage immer schwieriger, weil was sich manche Leute erlauben, das kannst du ja fast nicht mehr erfinden.

Romeo Kaltenbrunner

Aber dann im Jahr 2022 feierten Sie gleich einen großen Erfolg mit Ihrem Debütprogramm „Selbstliebe“, jetzt touren Sie mit „Heimweh“ durch Österreich. Wie entstehen Ihre Programme?
Ich schreibe immer auf, was mich nervt, lang geprägt hat oder das, was mir gerade wichtig ist. Aus einer Wut oder aus einem bestimmten Umstand heraus. Und dann schaue ich nach ein paar Wochen noch einmal drauf, ob ich das Lockere, das Leichtere, quasi den Witz dahinter sehe. Und dann geht es mir darum, wie ich es schaffe, dass der Huber Franz aus dem Ennstal das genauso versteht. Denn wir haben einfach alle unterschiedliche Lebensrealitäten und man kann nicht immer gleich auf den ersten Blick mit einem bestimmten Thema was anfangen. Satire wird heutzutage immer schwieriger, weil was sich manche Leute erlauben, das kannst du ja fast nicht mehr erfinden. Und das echte Leben ist ja oft schon lustiger als jede erfundene Geschichte. Ich habe das Gefühl, die Leute sehnen sich mehr denn je nach Comedy, aber mit Tiefgang. Und ich muss einfach sagen, ich höre die Leute gerne lachen.


In Ihrem Programm thematisieren Sie auch den Rassismus, mit dem Sie immer wieder konfrontiert waren – und sind.
Ich bin in Engerwitzdorf in Oberösterreich geboren, bin ein Mühlviertler, red so wie ich red, und dass ich noch immer mit Rassismus konfrontiert bin, ja, das ist traurig, aber man muss halt immer schauen, wie wir das ändern können.

Was planen Sie in nächster Zeit?
Ich bin ein bisschen in die Schauspielerei reingerutscht, was ich mir niemals gedacht habe, und jetzt habe ich sogar zwei Rollen gekriegt und habe im Sommer gedreht, u. a. einen Kärntner Landkrimi. Das ist unglaublich und freut mich sehr, und ich schreibe gemeinsam mit Kollegen an einem Drehbuch über ein spannendes Thema (lacht) mehr kann ich aber noch nicht verraten.

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