Fifi Pissecker meldet sich mit seinem vierten Soloprogramm zurück. „Na gratuliere...“ ist ab 1. Oktober im Casanova zu sehen. Ein Gespräch mit dem Kabarettisten über Rückblicke, Seeleninventur und warum er diesmal etwas macht, das er noch nie getan hat.
„Krone“: Nach zehn Jahren sind Sie zurück mit einem neuen Soloprogramm. „Na gratuliere ... von 16 bis 60!“ ist „ein Lebenslauf nach wahren Begebenheiten und Erinnerungen“. Warum hat es so lange gedauert?
Fifi Pissecker: Es ist schwer zu sagen. Zum einen war es eine schwierige Zeit mit der Pandemie. Da war ich schon auch ein bisserl verzweifelt, und dann kam Dancing Stars …. Aber letzten November habe ich auf einmal so einen Schub bekommen und fast das komplette Programm geschrieben. Es ist einfach geflossen. Eine Art Rückblende, eine Rückschau, eine Bestandsaufnahme und Seeleninventur.
Sie stehen seit Sie 16 sind, also seit der Schulzeit quasi ununterbrochen auf der Bühne. Eine beachtliche Karriere.
Dass mich der Beruf als Künstler 40 Jahre lang ernähren kann, ist schon enorm, muss ich sagen. Ich kann mich noch erinnern, als ich so mit 17, 18 im Rathaus um eine Kulturförderung angesucht habe. Ich habe gesagt: ,Grüß Gott, ich bin von den Hektikern, wir sind eine Kabarettgruppe, ich wollte fragen, ob es vielleicht irgendeine Unterstützung oder Förderung gibt“. Und der Beamte dort hat nicht einmal aufgeschaut von seinem Schreibtisch und hat nur gesagt: „Schleich di!“ Letztendlich war es auch gut so. Wir haben nie öffentliches Geld bekommen, kein einziges Mal. 40 Jahre in der freien Szene zu überleben (lacht) ich glaube, darauf darf man stolz sein.
Was würden Sie einem angehenden Kabarettisten raten?
Ich glaube, wenn du einen künstlerischen Beruf ergreifst, musst du leidensfähig sein und die Überzeugung und das Herzblut in dir tragen, dass du das wirklich willst. Geh, wohin dein Herz dich trägt, klingt banal, aber es ist der richtige Weg.
Bei Ihnen war es offenbar immer die Lust, die Leute zum Lachen zu bringen.
Ja, schon als ich sechs Jahre alt war. Bei einer faden Kinderjause habe ich zum Blödeln angefangen und mir gedacht: Das ist lustig, die lachen über mich! Das möchte ich irgendwann machen, wenn ich groß bin.
Und das Lachen ist Ihnen sichtlich nicht vergangen über die Jahre.
Nein, überhaupt nicht. Wenn du nicht mehr lachst, dann ist alles verloren. Das hat auch Charlie Chaplin gesagt: Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag. Und dabei kann der Tag noch so grau, so schmerzvoll, so schrecklich gewesen sein.
Gab es in den Jahren auch Phasen, in denen Sie an sich gezweifelt haben?
Ja! Oft! Wenn du nicht zweifelst, glaube ich, hast du in dem Beruf nichts verloren. Der Zweifel ist eine ganz wichtige Triebfeder und auch Orientierung, dass du sagst: Wo zieht es mich hin? Ist es das Richtige? Ist es gut? Du hast immer wieder Phasen, wo es halt nicht so gut rennt. Aber dann musst du Durchhaltevermögen haben, und wenn der Ball wieder bei dir ist, dann musst du ihn spielen.
Was erwartet die Zuschauer in Ihrem Programm, was packen Sie da alles hinein?
Gott sei Dank habe ich den Werner Sobotka als Regisseur, der radikal kürzt und das Ganze destilliert. Es bleibt die Essenz, das wirklich Wichtige. Ich erzähle meine Geschichte, von den Hektikern, wie das Ganze begonnen hat, ich erzähle natürlich auch die Vatergeschichte, die mich immer sehr beschäftigt, weil der sehr früh verstorben ist und immer sehr gezweifelt hat an dem, was ich mache. Es ist nicht alles lustig in dem Programm, aber das muss es auch nicht. Es muss die Leute berühren, und ich lasse mir schon auch ein bisschen in die Seele reinschauen, weil ich auch nichts mehr zu verlieren habe. Und: Diesmal mache ich etwas ganz Neues, das ich noch nie gemacht habe.
Das da wäre?
Ich werde zum ersten Mal in meinem Programm politisch, habe eine Politiker-Nicht-Rücktrittsrede geschrieben, und Werner Sobotka hat mich darin bestätigt und gesagt: „Es ist allerhöchste Zeit, dass du etwas Politisch-kritisches in deinem Programm drinnen hast“.
Sie sind im Februar 60 geworden. Was hält Sie jung?
Ich trinke wenig Alkohol, versuche viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen in den Weingärten. Und ich glaube, es ist wichtig, dass man sich keine Verbitterung oder Verzagtheit anzüchtet. Auch wenn vieles nicht mehr so ist, wie man es sich vorstellt, musst du letztendlich am Schluss des Tages positiv bilanzieren. Denn es gibt jeden Tag etwas Außergewöhnliches, etwas Besonderes. Das muss man nur suchen. Meistens findet es dich eh selber. Du musst es halt nur wahrnehmen.
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