Studien zufolge haben die weltweiten Gletscher heuer so viel Eis verloren wie nie zuvor. Besonders ein Ferner in der Antarktis, der Hektoria-Gletscher verliert Eis im Rekordtempo – innerhalb eines einzigen Jahres ging seine Gesamtlänge um rund 25 Kilometer zurück.
Eine jetzt im Fachmagazin „Nature Geoscience“ von einem internationalen Forscherteam veröffentlichte Studie zeigt, dass der Hektoria-Gletscher im November und Dezember 2022 an seiner Front bis zu 800 Meter Eis pro Tag verloren hat. Insgesamt waren es zwischen Jänner 2022 und März 2023 25 Kilometer – das ist der schnellste jemals beobachteten Gletscherrückzug, der je dokumentiert wurde.
Unter der Leitung der University of Colorado Boulder (CU Boulder) fanden die Forscher – darunter der Glaziologe Adrian Luckman von der University of Swansea – heraus, dass der Rückzug des Hektoria-Gletschers durch die Beschaffenheit des darunter liegenden Geländes beschleunigt wurde. Sie verfolgten mithilfe von Satellitenbildern und Messungen der Geschwindigkeit der driftenden Eismassen den Zusammenbruch des Gletschers.
Der Hektoria-Gletscher liegt auf einer flachen Felsplatte unterhalb des Meeresspiegels, von der sich nach Beginn des Rückzugs große Eisabschnitte in schneller Folge lösten (siehe Zeitraffer-Video unten). „Gletscher ziehen sich normalerweise nicht so schnell zurück. Die Umstände mögen etwas speziell sein, aber dieser Umfang des Eisverlustes zeigt, was auch anderswo in der Antarktis passieren könnte, wo Gletscher nur leicht auf dem Boden aufliegen und das Meereis seinen Halt verliert“, warnt Luckman.
Der rasche Rückzug sei eine deutliche Warnung. Wenn ähnliche Ereignisse an größeren Gletschern auftreten, wird dies Auswirkungen auf die Geschwindigkeit des globalen Anstiegs des Meeresspiegels haben, so der Wissenschaftler. „Obwohl die paläontologischen Aufzeichnungen auf einige sehr schnelle Rückzüge in der Vergangenheit hinweisen, ist das Tempo des Rückzugs des Hektoria-Gletschers und seiner Nachbarn in den Beobachtungsaufzeichnungen beispiellos“, sagt Luckman.
„Ein Warnzeichen für die Antarktis“
Für Experten ist der Hektoria-Gletscher kein Einzelfall, sondern vielmehr ein Warnzeichen für die Antarktis. Denn viele Gletscher dort ruhen auf ähnlichen flachen Untergründen. Wenn sie durch Erwärmung oder den Verlust von schützendem Meereis an Dicke verlieren, kann derselbe Mechanismus ausgelöst werden – mit dramatischen Folgen für den Meeresspiegel.
Aktuell schrumpft das Eis der Erde aktuell um 370 Milliarden Tonnen pro Jahr. Seit dem Jahr 2000 gingen mehr als sieben Billionen Tonnen Eis verloren. Selbst stabile Gletscher wie der Perito Moreno in Argentinien ziehen sich zurück. Forscher warnen deshalb: Selbst bei „nur“ 1,5 Grad Erwärmung drohen massive Verluste.
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