Bald live in Wien

Ider: Beste Freundinnen für alternative Pop-Klänge

Musik
28.11.2025 06:00

Dass den beiden Unifreundinnen Lily Somerville und Megan Markwick mit ihrem Projekt Ider noch kein breitflächiger Durchbruch gelang, ist eines der größeren Rätsel in der gegenwärtigen Musiklandschaft. Am 1. Dezember konzertieren sie in der Wiener Szene – und bringen Alt-Pop ohne Scheuklappen zum Adventreigen mit.

kmm

Zehn Jahre ist es mittlerweile her, als sich die beiden von der Uni bekannten Freundinnen Lily Somerville und Megan Markwick in London unter dem Namen Ider zusammengeschlossen haben, um ihrer Liebe für alternative Musik ohne Grenzen Ausdruck zu verleihen. Wobei so genau stimmt das nicht, denn bevor man sich elektronischen Klängen und Synthesizern annäherte, veröffentlichte man bereits zwei Folk-EPs unter dem weniger aussagekräftigen Namen Lily & Meg. Mit der Single „Sorry“ bekam man früh erste Vorschusslorbeeren, eine Tour als Support von Tegan & Sara folgte. Mit „King Ruby“ eroberten die beiden 2018 auch das männliche Publikum, der Song war ein elementarer Teil des Soundtracks von „FIFA 18“. Mit dem Debütalbum „Emotional Education“ begeisterte man 2019 Fans und Kritiker, begleitete die Norwegerin Sigrid auf eine Europatour und war kurz vorm Sprung in den Indie-Olymp - bis die Pandemie etwas dagegen hatte.

Starke Frauen als Idole
„Auf das Debüt sind wir unheimlich stolz“, erzählt Markwick der „Krone“ im Gespräch, „Songwriting ist für uns per se immer ein langwieriger Prozess.“ Somerville ergänzt: „Als Künstlerin muss ich all die Erlebnisse, die zu den Songs führen, verarbeiten, sonst kann ich nicht so schnell darüber schreiben. Ich mag es aber, wenn manche Songs eine lange Reise auf dem Buckel haben, weil das bedeutet, dass sie viele Erfahrungen widerspiegeln.“ Inspiriert sind die beiden Britinnen von starken Frauen wie Anna Calvi, Marika Hackman, Courtney Barnett oder Lady Gaga. „Es ist im Pop-Segment noch viel zu tun und die Mühlen mahlen sehr langsam, aber wir sind als Frauen im Business auf dem richtigen Weg. Es braucht aber alles noch Zeit und Anstrengung, bis Gleichberechtigung herrscht.“

2021 folge ein selbstveröffentlichtes, sehr persönliches Album namens „Shame“, das aufgrund der Pandemie-Wirren unterging und nicht so beachtet wurde, wie es das Album verdient hätte. Quer über die Songs geht es Ider um Selbstermächtigung, den immer noch grassierenden Sexismus in der Musikbranche oder mentale Krankheiten. „Songs zu schreiben ist kathartisch und uns ist es wichtig, dass wir sehr direkt und ehrlich schreiben. Unsere Texte sind unmissverständlich und wir geben unser Leben auf unseren Platten öffentlich zur Schau.“ Die Unsicherheiten ihrer Generation gehen auch an den beiden Ider-Musikerinnen nicht spurlos vorbei. „Mentale Probleme und Depressionen stehen an der Tagesordnung, diese werden wiederum von Werbungen und Social-Media-Portalen verstärkt. Werbung, Konsum und Kommerz bilden einen ständigen Kreislauf, dem man kaum entkommt. Es vergeht kein Tag, an dem man nicht auch im privaten Bereich von Marketing überrannt wird.“

Mehr Schwestern als Freundinnen
Mit „Late To The World“ erschien heuer ihr drittes und inhaltlich wohl intensivstes Album der bisherigen Karriere. Den Alt-Pop hat man mit weiteren Versatzstücken ausgeweitet und vielseitiger gemacht, Grenzen regieren im musikalischen Ider-Kosmos mittlerweile noch nicht einmal mehr theoretisch. Die langjährige Freundschaft und Nähe zueinander sehen die beiden als großes Plus in ihrer Kunst. „Wir haben eine ganz spezielle Art der Freundschaft zueinander. Wir sind Schwestern von anderen Müttern und allerbeste Freundinnen. Seit wir befreundet sind, machen wir gemeinsam Musik, wir kennen das gar nicht anders.“ Die Musik entsteht nicht nur aus persönlichen Erlebnissen, sondern auch aus Erfahrungen, die von Familienmitgliedern und Freunden einfließen. „Manchmal vergessen die Menschen, dass nur wir zwei eine ganze Band sind. Es müssen nicht immer so viele Mitglieder sein, um ein vollwertiges Produkt erschaffen zu können.“

Die jeweiligen Stärken und Schwächen haben die beiden untereinander perfekt ausanalysiert und die Beziehung zueinander ist so eng und tiefgehend, dass andere Musikerinnen im Klangkosmos von Ider gar keinen Platz mehr hätten. „Wir wurden schon oft zum Thema Co-Songwriting befragt“, erinnert sich Somerville, „aber dadurch, dass wir alles bei uns lassen, schützen wir unseren Stil und unsere Stimmen. Wir müssen keine Kompromisse eingehen, sondern können völlig eigenständig arbeiten. Wir wollen mit der Musik unsere Identitäten präsentieren und dazu braucht es keine Handvoll weiterer Songwriter.“ Ironie und doppelte Humorböden sind den beiden nicht fremd, wie Songs à la„Busy Being A Rockstar“ eindeutig vermitteln. „Es gibt in unserer Musik viele sentimentale und intensive Momente, aber Humor ist uns extrem wichtig. Vielen Künstlern fehlt die Fähigkeit, sich selbst ernst zu nehmen, was unheimlich schade ist.“ Somervilles und Markwicks Karriere mag ein paar Hürden gehabt haben, aber in puncto Kampfgeist macht ihnen keiner was vor.

Live in Wien
Ihr neues Album „Late To The World” und ältere Songs präsentieren Ider am 1. Dezember live in der Szene Wien im Zuge ihrer „Stripped“-Tour. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten für das Konzerthighlight zu Wochenbeginn.

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