Sommer im Winter

Kalifornien von schwerer Dürre bedroht

Ausland
24.01.2014 09:08
Jänner in San Francisco: Keine Wolke am Himmel, 25 Grad Wärme am Strand der US-Westküstenstadt. Quinn Steckel - im dünnen Trägerhemd - spielt mit ihrem kleinen Sohn im Sand. "Es ist heißer in diesem Winter als es im Sommer war", sagt die 24-jährige Kalifornierin. "Das letzte Mal, dass hier Regen fiel, ist zwei Monate her. Das macht mir ganz schön Angst."

Nach einem ungewöhnlich trockenen Jahr 2013 macht sich der "Goldene Staat" auf eine der schlimmsten Dürrezeiten gefasst. Vergangene Woche rief Gouverneur Jerry Brown den Notstand aus. Ein Warnsignal für Behörden, Landwirte, Industrie und Anrainer - denn die Wasservorräte werden knapp.

Paddeln statt Skifahren angesagt
Nach einem der trockensten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen vor rund 100 Jahren ist die bedrohliche Dürre überall sichtbar. Die üblichen Winterregenfälle sind bis jetzt ausgeblieben. Ski-Resorts im Wintersportgebiet um den Lake Tahoe in der Sierra Nevada sitzen auf dem Trockenen. Nach zwei Ski-Wochenenden Anfang Dezember musste die Donner Ski Ranch wieder dicht machen. Die Pisten sind braun, sagt Manager Lincoln Kauffman. "Die Leute fahren Rad, gehen wandern, einige sind schon mit Paddelbrettern auf dem See, aber alle beten für Schnee".

"Wasserreservoire sind jetzt schon fast leer"
Es steht viel mehr auf dem Spiel als nur entgangener Winterspaß. "Eine dicke Schneedecke sorgt mit der Schmelze für das nötige Wasser im Sommer", sagt Kauffman. "Die Wasserreservoire sind jetzt schon fast leer, da muss bald rationiert werden." In dem gewöhnlich tief verschneiten Sierra-Nevada-Gebirge misst die Schneedecke in diesem Jänner weniger als 20 Prozent der Durchschnittshöhe.

Bauern in ihrer Existenz bedroht
Für viele Bauern geht es um die Existenz, falls der Regen auch in den nächsten Monaten ausbleibt. Vor allem in der besonders trockenen Inlandsregion Central Valley könnten riesige Felder brach liegen, wenn die Bewässerung versiegt. Die möglichen Verluste der Landwirte könnten in die Milliarden gehen und den Verbrauchern höhere Preise bescheren. Kalifornien produziert fast die Hälfte an Obst, Gemüse und Nüssen in den USA.

"Wenn es im nächsten Monat nicht regnet, dann werden Rancher und Farmer pleitegehen", befürchtet der Rinderzüchter Frank Imhof. Wenn ihm das Gras zum Füttern ausgeht, werde er möglicherweise fast die Hälfte seiner Herde schlachten, sagte der Kalifornier dem "San Francisco Chronicle".

Strenge Auflagen für Bürger zu erwarten
Wie in früheren Dürrejahren müssen die Westküstenbewohner mit strengen Auflagen rechnen. In den 70er-Jahren durften die Swimmingpools einen ganzen Sommer lang nicht gefüllt werden. Autowaschen und Rasengießen war vielerorts verboten. Die städtischen Springbrunnen versiegten und das sonst selbstverständliche Glas Wasser in Restaurants und Cafes wurde nur auf Nachfrage gefüllt.

Gouverneur Brown rief Bürger und Kommunen zunächst dazu auf, den Wasserverbrauch freiwillig zu drosseln. Einige Gemeinden schreiben den Anrainern bereits vor, 20 bis 30 Prozent Wasser einzusparen - sonst drohen Aufpreise. Strikte Rationierungen und Strafzettel für Wasserverschwender könnten folgen.

"Wasserbewusster" Umgang
Sie und ihr Partner seien bereits "wasserbewusst", sagt Quinn Steckel in San Francisco. "Mit dem Badewasser von unserem kleinen Sohn gießen wir unseren Garten, in der Dusche stellen wir das Wasser beim Einseifen ab und das Auto waschen wir mit einem Kübel Wasser, nicht mit dem Schlauch". Die Kalifornierin kennt die Gefahren einer anhaltenden Dürre. "Schon jetzt im Winter haben wir zahlreiche Waldbrände, was wird erst in einem trockenen Sommer passieren." Die Wetteraussichten für Kalifornien lassen bis Ende des Monats nicht auf Besserung schließen: sonnig, trocken und für die Jahreszeit viel zu warm.

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