Wie reformbedürftig das europäische Asylsystem ist, zeigen aktuelle Zahlen. Von insgesamt 10.219 Anträgen im Zeitraum von Jänner bis Juli 2025 war nur ein Drittel neu, der Rest waren so genannte Folgeanträge – die meisten von afghanischen Frauen, die bereits im Land sind, bisher aber nur einen subsidiären Schutz hatten und nun aufgrund eines Gerichtsurteils einen Asylfolgeantrag stellen.
Die 10.219 Asylanträge markieren nichtsdestotrotz einen Rückgang von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wo es 15.433 waren. An erster Stelle in der Statistik liegt im Juli Afghanistan. Hier wurden 479 Anträge gestellt, davon sind 188 Anträge (rund 39 Prozent) neu. Der Rest sind Folgeanträge bzw. Anträge von in Österreich geborenen Kinder.
Im Oktober 2024 hatte der Europäische Gerichtshof entscheiden, dass die kritische Situation der Frauen seit der Rückkehr der Taliban in dem Land ausreichend Grund sei, Afghaninnen pauschal Asyl zu gewähren.
Zwei Frauen mit afghanischer Staatsangehörigkeit hatten sich an den österreichischen Verwaltungsgerichtshof gewandt. Grund war die Weigerung der österreichischen Behörden, ihnen den Flüchtlingsstatus zuzuerkennen.
Nach Ansicht des VwGH hat die Rückkehr des islamistischen Taliban-Regimes an die Macht im Jahr 2021 schwerwiegende Auswirkungen auf die Grundrechte von Frauen in dem zentralasiatischen Land. Die Diskriminierung erfolge u. a. durch Einschränkungen der Bewegungsfreiheit oder Zwangsverheiratungen.
Der VwGH wollte von den Luxemburger Kollegen wissen, ob die schlechte, diskriminierende Behandlung als Verfolgung angesehen werden kann, die eine Anerkennung als Flüchtling rechtfertigt.
Diese Gerichtsentscheidung schlägt sich nun in den Zahlen nieder.
Strenge Kontrollen und der vorübergehende Stopp im Familiennachzug schlagen sich auf der anderen Seite auch in den Zahlen nieder. Im Juli 2024 gab es noch 263 tatsächliche Einreisen, im Juli 2025 waren es 176 tatsächliche Einreisen.
Karner: „Illegale Migration gegen null gedrängt“
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sieht sich auf dem richtigen Weg. „In den letzten Monaten wurde ein Bündel an Maßnahmen für eine strenge, harte und gerechte Asylpolitik umgesetzt, wie etwa das Aussetzen des Familiennachzugs, die Einführung der Sachleistungskarte oder konsequente Abschiebungen. Damit soll illegale Migration gegen null gedrängt werden.“
Drei Viertel negative Entscheidungen
Im Juni hat das Bundesamt für Fremdenwesen 18.609 Verfahren negativ beschieden oder eingestellt. 1082 Personen haben bis Ende Juli freiwillig Österreich während des Verfahrens verlassen. In 6064 Fällen wurde Asyl oder subsidiärer Schutz gewährt. Keine Chance auf Asyl hatten im Juli Antragsteller aus Marokko (1,7 Prozent), Georgien (1,6 Georgien) und Indien (1,9 Prozent).
2025 gab es auch gesteigerte, freiwillige Ausreisen durch Syrer, nämlich rund 500, alleine im Juli 110 davon. Aktuell befinden sich 57.036 Menschen in Grundversorgung. Davon sind rund 56 Prozent Kriegsvertriebene aus der Ukraine – ein guter Teil davon Frauen und Kinder.
Lage in Europa durchwachsen
In ganz Europa gab es 2025 bis Ende Juli mit 450.488 Asylanträgen um 21 Prozent oder 122.276 weniger Anträge als im Vergleichszeitraum 2024. (572.764). Gestiegen sind die Anträge in Lettland (plus 36 Prozent), Luxemburg (plus elf Prozent), Kroatien (plus sechs Prozent) und Polen (plus fünf Prozent). Gesunken sind die Anträge in Zypern (minus 68 Prozent), Bulgarien (minus 66 Prozent), Rumänien (minus 49 Prozent), Deutschland (minus 43 Prozent), Niederlande (minus 36 Prozent) und Italien (minus 22 Prozent).
Hochgerechnet auf die Bevölkerung, liegt Österreich in der europaweiten Statistik auf dem zehnten Platz. Bei den absoluten Zahlen liegt Österreich hinter Belgien, der Schweiz und der Niederlande und vor Polen und Irland EU-weit an 9. Stelle.
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