Die Ukraine hat einen neuen Marschflugkörper namens „Flamingo“ entwickelt. Mit einer Reichweite von 3000 Kilometern und einem gewaltigen Sprengkopf könnte die neue Lenkwaffe große Teile Russlands erreichen. Die Serienproduktion der Waffe laufe bereits auf Hochtouren – und Experten sehen einen möglichen Wendepunkt.
Der „Flamingo FP-5“ von der ukrainischen Rüstungsfirma Fire Point kann Ziele in einer Entfernung von bis zu 3000 Kilometern treffen und ist damit in der Lage, den gesamten europäischen Teil Russlands zu erreichen, berichtet etwa „Politico“.
Ausgestattet ist der Marschflugkörper mit einem 1150 Kilogramm schweren Sprengkopf, was ihm eine enorme Zerstörungskraft verleiht. „Während sich die Verbündeten der Ukraine darüber streiten, wie sie dem Land Sicherheitsgarantien geben sollen, arbeitet Kiew an seiner eigenen Methode, Russland in Schach zu halten“, erklärt das Polit-Magazin. Soll heißen: Kiew schafft Fakten!
Ein Flamingo als Waffe
Der „Flamingo“ könnte der Ukraine völlig neue militärische Optionen eröffnen. Durch seine enorme Reichweite wäre es möglich, strategisch wichtige Ziele weit im russischen Hinterland anzugreifen.
Im Gegensatz zu Waffenlieferungen westlicher Partner unterliegt eine Eigenentwicklung keinen Einsatzbeschränkungen hinsichtlich Zielen auf russischem Territorium. Die Kombination aus hoher Geschwindigkeit und einem sehr großen Sprengkopf ermöglicht zudem die Zerstörung von Bunkern oder anderen stark geschützten Anlagen.
Laut Iryna Terekh, der Geschäftsführerin von Fire Point, dauerte die Entwicklung von der ersten Idee bis zu erfolgreichen Tests auf dem Schlachtfeld weniger als neun Monate. Die Lenkwaffe sei schneller als alle anderen Modelle im ukrainischen Arsenal und werde vollständig in der Ukraine hergestellt. Die Serienproduktion sei bereits gestartet, es sollen monatlich rund 200 Stück gefertigt werden.
Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte gegenüber Reportern, dass die Ukraine bis Dezember über eine weitaus größere Anzahl dieser Waffen verfügen werde. Er wies auch darauf hin, dass die Finanzierung des Programms gesichert werden müsse. Die Kosten für einen einzelnen „Flamingo“ sind derzeit noch unklar.
Name wohl interner Scherz
Der Name und die ursprüngliche Farbgebung der Waffe entstanden dem Unternehmen zufolge als interner Scherz über die Rolle von Frauen in der Rüstungsindustrie. „Unsere ersten Raketen waren rosa; sie haben alle Tests in rosa bestanden, aber dann mussten wir die Farbe wegen der militärischen Tarnungsanforderungen ändern. Aber die Frau, die für die Produktion verantwortlich ist, ist immer noch da. Frauen haben bei Raketen das Sagen“, erklärte Terekh. Das sei so etwas wie ein „Big Dick Energy“-Moment für die Frauenwelt. Sie fügte hinzu, dass eine Waffe, die 3000 Kilometer weit fliegen könne, keinen furchteinflößenden Namen benötige.
Enorme Zerstörungskraft
Im Gegensatz zu kleineren Drohnen ist der „Flamingo“ darauf ausgelegt, strategisch wichtige Ziele wie Ölraffinerien, Kraftwerke oder Militärflughäfen nachhaltig zu zerstören. Zum Vergleich: Bei einem früheren Angriff auf eine russische Ölraffinerie kam eine Neptun-Rakete mit einem 150 Kilogramm schweren Sprengkopf zum Einsatz. Der „Flamingo“ besitzt fast die achtfache Sprengkraft.
Experten sehen Wendepunkt
Der Raketenexperte Fabian Hoffmann von der Universität Oslo bezeichnete die Waffe gegenüber „Politico“ als die „stärkste Sicherheitsgarantie der Ukraine“. Seiner Einschätzung nach könnten 3000 bis 5000 dieser Waffe mehr als ein Viertel der russischen Wirtschaftsleistung zerstören und so weitere Aggressionen für Moskau unrentabel machen.
Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS versuchte, die Bedeutung der neuen Waffe herunterzuspielen. US-Präsident Donald Trump äußerte sich auf sozialen Medien ebenfalls und erklärte, es sei sehr schwer, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land des Angreifers anzugreifen.
„Im derzeitigen Zermürbungskrieg ist die Massenproduktion des ,Flamingo‘ ein wichtiges Signal. Die Ukraine ist in der Lage, Russlands strategischem Luftkrieg, der mit Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen geführt wird, quantitativ zu begegnen. Während die FP-1 (Drohne) dazu dienen wird, die russische Luftabwehr zu überlasten, wird die FP-5 den Luftabwehrschild durchdringen und Ziele präzise treffen“, erklärte Oberst Markus Reisner der „Krone“.
Ziel ist die Abschreckung
Wie effektiv die Lenkwaffe wirklich ist, werde sich erst zeigen. Kiew veröffentlichte Bilder von Flugkörpern mit den Seriennummer „479“ und „480“. Die Botschaft an Russland ist eindeutig, so Reisner: „Wir werden in Kürze in der Tiefe des russischen Territoriums massiert zuschlagen!“
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