Nach einer Welle von Messer-Attacken will die Polizei klarstellen: Maßnahmen gegen Gewalt greifen, brauchen aber ihre Zeit. Für neue Probleme werden harte Reaktionen gefordert.
Polizeipräsident Gerhard Pürstl redet nicht lange um den heißen Brei herum: „In letzter Zeit hat es einige Vorfälle mit Messern in der Stadt gegeben, der Blick in eine Zeitung reicht“ – obwohl es inzwischen drei Waffenverbotszonen (Praterstern, Innerfavoriten, Yppenplatz) gibt. Auch Pürstl weiß: „Da entsteht bei manchen der Eindruck: ,Das nützt eh nichts.’ Darauf wollen wir Antworten geben.“
„Manche wissen es nicht, manche pfeifen drauf“
Waffenverbotszonen, eine hohe Streifentätigkeit und eine international hervorragend schnelle Ankunftszeit im Notfall hätten ihre Wirkung, ist Pürstl überzeugt: Wien sei nach wie vor eine der sichersten Millionenstädte weltweit, und auch deshalb rund um die Welt als lebenswert bekannt. Waffenverbotszonen bräuchten eben ihre Zeit, um zu wirken, verweist der Polizeipräsident auf das Beispiel Favoriten: Auch dort sei die Zahl der Attacken erst nach einer gewissen Zeit gesunken.
Noch besser sei die Bilanz bei der noch länger bestehenden Waffenverbotszone am Praterstern. Der Grund für die verzögerte Wirkung? „Manche wissen es nicht, manche pfeifen drauf.“ Bei Letzterem helfe stetiger Kontrolldruck. Der sei zum Teil dann auch für höhere Zahlen bei den Anzeigen verantwortlich – ohne, dass dahinter zwingend ein Ansteigen der Kriminalität stehe. Außerdem, so betonte Gerhard Winkler vom Landeskriminalamt, könne man eine weiter steigende Aufklärungsrate bei Gewaltdelikten vorweisen, die derzeit bei 75 Prozent liege.
Bereits sechs Bluttaten mit Messern hat es im August in Wien gegeben. Die Polizei betont: Alle Taten sind geklärt, nur ein Täter nicht in Haft.
Dabei leugnen weder Pürstl noch Winkler, dass es inzwischen neue Herausforderungen gibt – und nennen sie beim Namen: „Ja, die syrische Community stellt uns vor Herausforderungen. Da gibt es nichts zu beschönigen.“ Da gehe es um eine „Frage der Sozialisierung“ und die Notwendigkeit von „Integration, die nicht nur auf Angebot und Freiwilligkeit beruht“. Ebenso brauche es kompromisslose Ausweisungen und Abschiebungen straffällig gewordener Ausländer. Dass jemand hier Schutz suche und dann Gewalttaten verübe, „das versteht keiner“.
Messerverbot für ganz Österreich noch heuer?
Pläne für neue oder ausgeweitete Waffenverbotszonen in Wien hat die Polizei nicht – auch, weil sie nun auf das lange versprochene österreichweite Messertrageverbot hoffen kann. Pürstl will nicht ausschließen, dass es im Herbst beschlussreif sein und vielleicht sogar noch vor dem Jahreswechsel in Kraft treten könnte.
Für Pürstl steht aber immer noch fest: Die Situation in Sachen Messergewalt „macht etwas mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl, aber wir sind in dieser Stadt in einer Situation, wo sich niemand fürchten muss.“ Freilich: „Mir wäre es am liebsten, wenn wir uns nächstes Jahr gar nicht mehr darüber unterhalten müssen.“
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