Mit 71 Toten stellt die Flüchtlingstragödie von Parndorf die schlimmste auf dem europäischen Festland seit Beginn der Migrationsbewegung dar. Ein Mitarbeiter der ASFINAG entdeckte vor zehn Jahren neben einer Parkbucht der A4 einen Kühllaster ohne Chauffeur – Polizisten öffneten die Ladetüren und stießen auf das Grauen ...
Es war heiß an diesem 27. August 2015. Die „Krone“ erreichte die Meldung von einem Unfall auf der Ostautobahn A4. Nichts Ungewöhnliches, war der erste Gedanke. Doch irgendwas stimmte nicht – die Rede war von einem „ungewöhnlichen“ Unfall.
Geruch des Todes lag in der Luft
Und da standen wir schon auf der A4 – 35 Grad hatte es laut Thermometer im pannonischen Raum von Parndorf. Am Asphalt gefühlte 50. Der Verkehr war gestoppt worden. Außer zirpenden Grillen war nichts zu hören – als stünde die Zeit still. Nur der Geruch des Todes lag in der Luft.
Denn der luftdicht verschlossene Laderaum des in einer Pannenbucht abgestellten slowakischen Masthuhn-Kühltransporters war für 71 Menschen zum Massengrab geworden: 59 Männer, 8 Frauen, 4 Kinder – ein Mädchen und drei Buben – kamen auf der nur 13 Quadratmeter großen Ladefläche qualvoll ums Leben. Die nach akribischer Tatortarbeit erstellten Untersuchungsprotokolle lesen sich wie ein Fahrplan in die Hölle.
Derartige Lastwagen waren bis dahin nicht bevorzugte Fahrzeuge der Schleppermafia und wurden nicht so genau kontrolliert wie Kleinbusse und Klein-Lkw.
Hans Peter Doskozil,
damaliger burgenländischer Landespolizeidirektor
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
Protokolle machen betroffen
Etwa, dass die Flüchtlinge bis zum letzten Atemzug ums Überleben kämpften. Mit bloßen Händen versuchten sie, den Laderaum von innen aufzubrechen. Vergebens: 29 Iraker, 21 Afghanen, 15 Syrer und 5 Iraner starben am Weg in den „gelobten Westen“.
Besonders erschütternd: Der von Vorausfahrzeugen der Schleppermafia eskortierte Lkw-Chauffeur hatte noch die Fluchtversuche der Erstickenden wahrgenommen. Dennoch passierte man mit der schaurigen Leichenlast die Grenze. Besonders beschämend: Die ungarische Polizei hörte die Handy-Gespräche ab, wertete die Telefonate allerdings zu spät aus
Da die 71 Flüchtlinge bereits am 26. August vor Budapest starben, wurde den Haupttätern und ihren zehn Handlangern in Ungarn der Prozess gemacht. Dabei kam zu Tage, dass durch den Schmuggel von tausend Menschen 15,5 Millionen Euro „erwirtschaftet“ und nach Afghanistan überwiesen wurden.
Lebenslange Haft für Schlepper
Wobei der Bandenboss (30) allein 300.000 Euro kassiert hatte. Die vier Hauptverdächtigen, drei Bulgaren und ein Afghane, werden zu lebenslanger Haft verurteilt. Schließlich wussten sie, dass der Laderaum hermetisch abgeschlossen war und die Türen von innen nicht zu öffnen waren.
Auch wenn die deutsche Ex-Kanzlerin Angela Merkel damals meinte: „Wir schaffen das!“, hat die planlose Flüchtlingspolitik eher Millionen Europäern zu schaffen gemacht.
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