84-jährig gestorben

Legendärer britischer Posträuber Ronnie Biggs tot

Ausland
18.12.2013 10:16
Der legendäre britische Posträuber Ronnie Biggs ist am Mittwoch im Alter von 84 Jahren gestorben. Die Todesmeldung des Senders Sky News kam wenig überraschend, Biggs war seit Jahren schwer krank. Er konnte nach mehreren Schlaganfällen nicht mehr gehen, sprechen und essen. Biggs zählte zu einer 15-köpfigen Bande, die 1963 den königlichen Postzug von Glasgow nach London ausgeraubt und dabei 2,6 Millionen Pfund erbeutet hatte.

Die Bande zog dem Schaffner damals eine Eisenstange über den Kopf und entkam mit ihrer enormen Beute - nach heutigen Maßstäben etwa 47 Millionen Euro. Die Räuber wurden schnell gefasst und wanderten ins Gefängnis. Biggs bekam eine Haftstrafe von 30 Jahren.

Per Strickleiter aus Zelle abgeseilt und geflüchtet
Die Wände des Gefängnisses in London-Wandsworth konnten ihn jedoch nicht lange halten. Biggs gelang es nach 15 Monaten, sich buchstäblich abzuseilen. Mit einer selbst gemachten Strickleiter floh er aus dem Gefängnis, sprang in einen Lastwagen und setzte zu einer Flucht über die Kontinente an, durch die er über die Jahrzehnte Kultstatus erreichen sollte. Aus Biggs wurde der meistgesuchte Räuber des Königreichs.

Seinen Verfolgern entwischte er immer wieder in letzter Sekunde. 1974 in Rio war es fast soweit, dass ihn die britische Polizei festnehmen konnte. Doch Biggs hatte eine Brasilianerin geschwängert - und durfte als künftiger Vater nicht ausgeliefert werden. Außerdem ließ er sich das Gesicht operieren, um schwerer ausfindig gemacht werden zu können. Doch wirklich genießen konnte Biggs seine Freiheit nicht. "Selbst in Brasilien war ich Gefangener meines eigenen Tuns", sagte er einmal.

Pub-Besuch in der Heimat als letzter Wunsch
Letztendlich gab sich Biggs freiwillig geschlagen: Als schwer kranker Mann kehrte er 2001 in seine Heimat zurück. "Mein letzter Wunsch ist es, in ein englisches Pub zu gehen und ein Pint Bitter zu trinken", erklärte er. Doch daraus wurde nichts. Als er britischen Boden betrat, wanderte er sofort ins Gefängnis.

In seinen letzten Lebensjahren litt Biggs nicht nur unter den Folgen mehrerer Schlaganfälle, sondern auch an Hautkrebs. "Ich bin ein alter Mann und ich frage mich, ob ich wirklich dieses Ausmaß an Strafe verdient habe", sagte er. "Ich will nur die Freiheit, um im Kreis meiner Familie und nicht im Gefängnis zu sterben." Sein Sohn Michael setzte sich unermüdlich für die Freilassung ein. Sein Vater sei ein Todkranker und keine Gefahr für die Öffentlichkeit, so die Argumentation.

Vier Jahre vor Tod schwer krank begnadigt
Doch der britische Justizminister Jack Straw zeigte keine Gnade mit dem greisen Gauner. Er verwehrte ihm zunächst die vorzeitige Entlassung, weil Biggs keine Reue für seine Tat gezeigt hatte. "Ich finde die Idee gut, dass ich daran beteiligt war", hatte er einmal gesagt, "es hat mir einen kleinen Platz in der Geschichte gegeben." 2009 wurde er schließlich wegen seines dramatisch schlechter werdenden Gesundheitszustandes begnadigt.

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