Ziel für Hacker?

Umstrittene Elektronische Gesundheitsakte startet

Web
25.11.2013 10:26
Mit der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) wagt kommendes Jahr ein Informationssystem erste Gehversuche, das Patienten und Ärzten via Computer Zugang zu Gesundheitsdaten (Befunde, Medikamente etc.) ermöglichen soll. Patienten sind automatisch dabei, wenn sie nicht widersprechen ("Opt out"). Schlüssel zur Akte ist beim Arztbesuch die E-Card, im Internet die Bürgerkarte oder die Handysignatur. Bei Datenschützern löst der Plan Besorgnis aus, schließlich könnten Gesundheitsdaten ein lohnendes Ziel für Hacker werden.

Mit Jahresbeginn 2014 sollen alle Patienten Zugang zu ELGA (und zur Widerspruchsstelle) haben, ab 2015 müssen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen teilnehmen, ab 2016 alle Vertragsärzte und Apotheken (im Rahmen der E-Medikation) und ab 2017 die Privatkrankenanstalten. 2022 folgen mit Respektabstand die Zahnärzte. Die Daten bleiben dezentral gespeichert und werden über ELGA zusammengeführt.

Ärzte müssen zwar Labor- und Radiologie-Befunde sowie verschriebene Medikamente eingeben, ELGA aber nicht verpflichtend anwenden. Allerdings können sie haftbar gemacht werden, wenn sie aufgrund einer Nicht-Verwendung einen Fehler machen.

Datenschutzbedenken noch nicht ganz ausgeräumt
Auf die Daten zugreifen darf neben den Patienten nur, wer einen Behandlungskontext nachweisen kann - und zwar für 28 Tage. Zugriffe werden protokolliert, der Datenverkehr soll über gesicherte Netze laufen. Patienten können (via Bürgerkarte eingeloggt) sehen, wer auf ihre Daten zugegriffen hat. Bei Missbrauch drohen Strafen.

Für Arbeitgeber, Betriebsärzte, Behörden, Versicherungen und Kassen-Chefärzte sind die Daten tabu, der Zugriff soll auch technisch nicht möglich sei. Patienten können einzelne Befunde, Behandlungsfälle oder Medikamente ausblenden lassen.

Unklar ist noch, wie sicher die Daten wirklich vor ungewolltem Zugriff sind. Verbote allein verhindern nämlich noch keine Angriffe durch Hacker oder Geheimdienste, für die Gesundheitsdaten ein gefundenes Fressen sein könnten. Derlei Angriffe können nur mit ausgefeilten technischen Maßnahmen verhindert werden – und selbst beim Betrieb entsprechender Abwehrmaßnahmen gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, dass nicht doch Hacker die Gesundheitsdaten anzapfen.

130-Millionen-Projekt soll Ärzten die Arbeit erleichtern
Das Gesundheitsministerium verspricht den Patienten einen unkomplizierten und sicheren Zugriff auf ihre Befunde, mehr Sicherheit bei Medikamentenverschreibungen und eine höhere Behandlungsqualität durch die besser verfügbaren Daten. Den Ärzten - die wiederholt gegen ELGA protestiert haben - wird die Versorgung mit standardisierten Daten und damit Hilfe bei der Fehlervermeidung versprochen. Auch Doppelbefunde und Doppelmedikationen sollen zurückgedrängt werden.

Die Patienten müssen für die Teilnahme nicht zusätzlich zahlen. In einer volkswirtschaftlichen Betrachtung listet das Gesundheitsministerium ab 2018 laufende Kosten von 18 Millionen Euro jährlich auf. Dem stehen ab 2017 Kostendämpfungseffekte von jährlich rund 129 Millionen Euro gegenüber. Bis dahin müssen aber erst einmal rund 130 Millionen Euro investiert werden.

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