Mario Kunasek kann sich zurücklehnen. Der blaue Parteitag in der Messehalle A in Graz wird für den Landeshauptmann, der seit einem halben Jahr im Amt ist, zur gmahden Wiesn. Ob‘s heute Abend tatsächlich nordkoreanische 100 Prozent werden, ist eher unwahrscheinlich, doch es könnte nicht viel auf die „volle Punktezahl“ fehlen.
Es wird eine pompöse Inszenierung: Abspielen der Landeshymne zum Beginn, Totengedenken, Grußadressen, Referat des Landesparteiobmanns, Wahl und am Ende die Bundeshymne. Aus privaten Gründen hat Bundeschef Herbert Kickl seinen Besuch beim 36. ordentlichen Landesparteitag der steirischen Freiheitlichen in der Grazer Messehalle abgesagt – vermutlich ist das der einzige Wermutstropfen des heutigen Abends (los geht‘s um 18 Uhr).
Denn Insider rechnen mit einer eindrucksvollen Wiederwahl des FPÖ-Chefs durch die Delegierten: Immerhin gelang Mario Kunasek im vergangenen Herbst das Kunststück, der ÖVP den Landeshauptmannsessel abzutrotzen. Und während vor allem die linke Reichshälfte gehofft hatte, dass der Grazer im Amt bald entzaubert werden würde, schaffte Kunasek vielmehr, was seinem Vorgänger Christopher Drexler (ÖVP) nicht gelang: Er baute in Rekordzeit einen Landeshauptmann-Bonus auf und schlüpfte in die Rolle des Landesvaters.
Aktuelle Zahlen, die die „Krone“ vor einer Woche veröffentlichte, untermauern diesen Befund: 41 Prozent würden laut Umfrage „den Mario“ direkt zum Landeschef wählen und 38 Prozent bei der FPÖ ihr Kreuzerl machen, wenn jetzt Landtagswahlen wären.
Was macht Kunasek richtig? Nun, zum einen arbeitet er konsequent und im Eiltempo seine Wahlversprechen ab: Abschaffung des Feinstaub-Hunderters, harte Asyl-Linie, Aus für das Ennstaler Leitspital. Zum anderen hat er mit der ÖVP einen Juniorpartner gefunden, der wenig bis gar keinen Widerstand leistet – weshalb der Blauen-Obmann sein Programm praktisch 1:1 durchbringt.
Aber Achtung: Wer zu siegessicher ist, macht leicht Fehler wie diesen: Nur wenige Tage nach dem Amoklauf bei Sozialvereinen, die sich auch der Gewaltprävention und dem Opferschutz verschrieben haben, zu kürzen, ist nicht nur unsensibel, sondern auch kurzsichtig. In heiklen Angelegenheiten muss der Landeshauptmann mehr Gespür beweisen – denn die nächste Wahl kommt bestimmt . . .
Einen schönen Freitag!
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