Ein Unbekannter stahl in Linz einem verzweifelten Pensionisten (75) das Handy, der sich Hilfe suchend an ihn gewandt hatte, weil seine schwer demenz- und zuckerkranke Gattin (68) nicht mehr auffindbar war. Traurig: Auf dem Mobiltelefon war eine App installiert, mit der das Trackingarmband der Abgängigen geortet werden hätte können.
Für empörtes Kopfschütteln bei den Einsatzkräften hatte am Sonntag ein Diebstahl rund um eine stundenlang abgängige, kranke Seniorin in Linz gesorgt. Die an Demenz und Zuckerkrankheit leidende 68-Jährige war am Vormittag zunächst mit ihrem Ehemann spazieren gewesen. Als dieser gegen 10 Uhr im Bereich der Unionstraße kurz einen Tankstellenshop aufsuchte, verschwand die davor wartende Frau plötzlich in unbekannter Richtung.
Pensionist bat Passant um Hilfe
Die Abgängige war mit einem Trackingarmband ausgestattet, mit dem sie ihr Ehemann im Normalfall über sein Handy orten hätte können. Der 75-Jährige, der auch selbst schon ein wenig verwirrt ist, kannte sich damit aber nicht gut aus. Er ging zur Straßenbahnhaltestelle Bulgariplatz und bat einen Passanten um Hilfe.
Der Fremde führte ihn zu einem Haus in der Wankmüllerhofstraße, in das er zwar mit dem Mobiltelefon des Pensionisten hineinging, aber nicht mehr herauskam. Wie sich herausstellte, dürfte er mit dem Handy über einen Hinterausgang geflohen sein.
Die Ortung der verschwundenen Gattin war dann nicht mehr möglich. Der verzweifelte Ehemann fuhr heim und alarmierte seinen Sohn (45), der die Polizei verständigte.
Großaufgebot im Einsatz
Eine umfangreiche Suchaktion wurde gestartet. Mehrere Streifenbesatzungen, eine Drohne, die Bereitschaftseinheit und der Polizeihubschrauber standen im Einsatz. Auch Teams der Rettungshundebrigade und des Roten Kreuzes waren beigezogen.
Der Sohn und dessen Schwester starteten auch auf sozialen Netzwerken einen Suchaufruf – das brachte Erfolg. Einer 32-jährigen Linzerin fiel die demente Seniorin gegen 23.15 Uhr in einem Bus am Hessenpark auf. Dort konnte die Frau wohlbehalten von der Polizei angetroffen werden.
Frau fuhr den ganzen Tag mit dem Bus
Die 68-Jährige dürfte den ganzen Tag im gleichen Bus verbracht haben. „Glücklicherweise war sie noch wohlauf und hat keine medizinische Hilfe benötigt, wir haben uns extreme Sorgen gemacht“, sagt Sohn Hazim S. (49), der seine Mama gegen Mitternacht nach Hause brachte.
Der gesuchte Dieb ist ein südländischer Typ, zwischen 20 und 30 Jahren alt, mit dunklen Locken. Und er spricht Türkisch.
Es geht offenbar immer noch ein Stückchen skrupelloser und gemeiner: einen alten Mann zu bestehlen, der völlig aufgelöst um Hilfe bittet, weil seine schwer zucker- und demenzkranke Ehefrau plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist. Wie tief muss man charakterlich gesunken sein, um eine solche Notsituation zur Befriedigung der eigenen Habgier auszunutzen?
Ausgerechnet das erbeutete Mobiltelefon hätte helfen können, die verschwundene Seniorin rasch zu orten. Wäre die Linzerin nicht die ganze Zeit hindurch in einem Bus gesessen, hätte genau dieser Umstand für sie extrem tragisch enden können.
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